23. Dezember 2006

 

 

 

 

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Erid wanderte bis zum Einbruch der Dunkelheit. Die Spuren vor ihm hielten so wie er selbst die Richtung zum rosaroten Schimmer am Ende des Tals. Mittlerweile war er mit Hope aus dem Wald wieder auf eine baumfreie Ebene gelangt. Vorausschauend sammelte Erid ein Bündel Holz, schulterte es. Die Welpen schliefen ungerührt immer noch in der Wärme seiner Jacke. Der Schnee war, obwohl in der Dämmerung die Kälte anzog, pappig. Die Schneeschuhe schienen sich am Boden festzusaugen, jeder Schritt eine Mühsal. Erid blieb müde stehen. „Na, Hope, wollen wir für heute Feierabend machen?“ Er ließ sich zu Boden sinken und betete, dass ihm es wie Samira gelänge Feuer zu machen.

Sanft setzte er Faith und Life zu Boden. Sie gähnten mit einem Jaulen, streckten und beutelten sich, hüpften um Hope herum, die sich lang ausgestreckt hatte.

Aus einer Innentasche zog Erid ein Stück des Zunderschwamms, das er in einem ledernen Säckchen wie seinen Augapfel hütete. Aus einer anderen Tasche holte er den Feuerstein und den Markasit. Bisher hatte Erid selten Gelegenheit gehabt, das Feuermachen zu üben. Samira beherrschte die Kunst, in wenigen Minuten den Zunder zum Brennen zu bringen. „Na, dann wollen wir mal.“ Sorgfältig legte er einen kleinen Klumpen der Zunderfasern auf ein Häufchen dünner Äste, um die Erid ein paar größere Zweige geschichtet hatte. Dann spuckte er in die Hände und schlug die beiden Steine dicht über dem Zunder schleifend aufeinander. Ein paar Funken sprangen, jedoch nicht genug. Bald schnaufte Erid vor Anstrengung, ihm wurde sogar heiß. Ob vor Wut oder wegen der Mühe wusste er nicht so genau. „Scheißdreck!“, brüllte er schließlich. Hope stellte die Ohren auf und knurrte. „Ja, ist schon gut, meine Schöne. Man wird ja noch ein wenig fluchen dürfen. – Mist, verfluchter! Ein Königreich für ein paar lächerliche Zünder!“ Der Rücken schmerzte von der gebückten Hockerei, mir einem weiteren Wutschrei stand Erid auf, streckte sich durch.

„So geht das auch nicht.“

Wie von der Tarantel gestochen fuhr er herum, veriss sich dabei das Kreuz, vergaß den Schmerz und erstarrte. 

Sie sah beinahe aus wie Irin. Sein Herz schlug hart, er glaubte das Pochen hören zu können. „Wer bist du?“ Seine Stimme klang heiser. 

„Miriam.“

Hoch wölbte sich ihr Bauch unter dem Cape hervor. Offensichtlich bemerkte sie seinen Blick. „Gut, dich nun an meiner Seite zu haben, Und jetzt machen wir Feuer.“ Sie kauerte sich breitbeinig hin. Während sie die Steine schlug, dass große, helle Funkensterne auf den Zunder sprangen, starrte Erid sie immer noch an. Dunkle Locken quollen aus der Kapuze, ihre Nase war schmal, darunter volle Lippen. Hohe Wangenknochen, ein Grübchen am Kinn. Schon flackerten die Fasern, die Zweige und in wenigen Minuten brannten auch die dicken Äste an. Miriam kam nicht allein hoch, sie fiel auf den Hintern, sah zu Erid auf und streckte den Arm aus. „Willst du mir nicht helfen?“

Er stolperte auf sie zu und stellte sie auf die Beine. „Wo kommst du her?“

Sie wies mit dem Daumen hinter sich.

„Und wo willst du hin?“ 

„Zum Licht des Lebens. Ich war auf dem Weg, dann hörte ich einen brüllen wie vom Affen gebissen“, sie grinste Erid an, „Ich kehrte um, fand dich. Nun bin ich froh, die Nacht nicht allein ... es treibt sich allerhand herum hier.“

Die Welpen zupften an Miriams Cape. „Scht, wollt ihr wohl aufhören“, sagte sie und raffte den Saum.

Erid sah sich nach allen Seiten um. „Was meinst du?“

„Manche wollen das Licht auslöschen.“

Er half Miriam in eine angenehme Sitzhaltung, angelehnt an seinen Rucksack. Sie seufzte, es klang dankbar. 

„Was ist das Licht des Lebens?“, fragte er.

Das Feuer knackte und prasselte wohltuend. Hope legte ihre Schnauze auf Miriams Schuh, blieb liegen und die jungen Wölfe krochen unter ihren Rock.

„Lange vor der Katastrophe wurde in diesem Tal ein Komplex errichtet, in dem es sämtliche Einrichtungen gibt für den Fall, dass es einmal einen Crash geben könnte. Natürlich wurde das Projekt geheim gehalten. Es sollte den sogenannten Oberen Zehntausend zur Verfügung stehen, um ihr Leben zu sichern. Die Mutanten möchten es vernichten.“

Erid kaute auf seinem Streifen Speck herum.

„Schluck endlich, der ist schon Brei.“

Folgsam würgte er den Bissen hinunter. „Wieso weißt du davon?“

„Mein Vater war einer der Entwickler.“ Sie verzog das Gesicht, griff sich auf den Bauch.

„Geht es los?“ Erid sprang auf, fuhr sich durchs Haar.

Doch Miriam schüttelte den Kopf. „Nur eine kleine Wehe. Aber bald. Und dann möchte ich dort sein.“

„Werden wir denn hinein gelassen?“

„An meiner Seite schon.“ Sie lächelte.

Seine Augen streiften über ihren Leib. „Wer ist der Vater deines Kindes?“

..24.12..

© Elsa Rieger

 

 
 

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  Stand: 23.12.2006