Vor
dem Haus stoppte der Jeep. Sarah hörte Männerstimmen, der Tonfall war
befehlend. Türen schlugen, dann stand Aaron mit Meta auf dem Arm als
wäre sie ein kleines Kind, in der Stube.
Tränenüberströmt
flüsterte er: „Sie stirbt. Macht Platz!"
Er
stapfte in das Zimmer, in dem Sarah gelegen war und legte Meta aufs Bett.
Mit einem zornigen Ruck riss er den Stuhl heran, setzte sich und nahm die
Hand der Sterbenden in seine, streichelte sie. „Lasst mich allein",
herrschte er die drei Frauen an, die sich ums Bett versammelt hatten.
Sie
wichen zurück in die Stube, Rachel schloss leise die Tür und Agnes
sagte: „Er liebt sie so sehr."
Alle
liebt er und mich hat er verlassen, bedauerte Sarah. Der Gedanke erfüllte
sie mit tiefer Trauer, in den sich Hass auf Agnes mischte. Einen Krüppel
hat er geheiratet, ein Kind gezeugt.
„Sie
sind schrecklich blass, Sarah! Ja, es ist schwer, mitzuerleben, wenn
jemand stirbt", meinte Agnes mitfühlend. Sie reichte ihr einen
Becher Kräutertee.
Sarah
schämte sich ihrer Gedanken und senkte den Blick.
Aaron
wäre in der Stadt niemals glücklich geworden, das wusste sie. Und sie
hätte die Einöde nicht ein Leben lang aushalten können. Sie atmete tief
durch. Jetzt allerdings im Alter konnte sie sich ein Leben hier in der
Natur vorstellen.
Agnes
gab einen Laut des Schmerzes von sich, Rachel eilte sogleich an ihre
Seite. „Komm, setz dich doch, ich massiere dich", sagte sie und
führte Agnes von der Kochstelle zu einem Stuhl. Behutsam strich sie über
die Deformation auf dem Rücken. „Ach, Rachel", seufzte Agnes, „lange
mach ich es wohl nicht mehr."
Aus
dem Nebenzimmer erklang ein Schluchzen. Sarah sprang auf. „Aaron
weint!"
„Lassen
Sie ihn, bitte." Rachel sah sie streng an, Sarah setzte sich wieder.
Sie würde Meta nicht mehr lebend sehen, es war vorbei.
..23.12..
© Elsa
Rieger