22. Dezember 2007

 

 

 

 

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 Vor dem Haus stoppte der Jeep. Sarah hörte Männerstimmen, der Tonfall war befehlend. Türen schlugen, dann stand Aaron mit Meta auf dem Arm als wäre sie ein kleines Kind, in der Stube.

Tränenüberströmt flüsterte er: „Sie stirbt. Macht Platz!"

Er stapfte in das Zimmer, in dem Sarah gelegen war und legte Meta aufs Bett. Mit einem zornigen Ruck riss er den Stuhl heran, setzte sich und nahm die Hand der Sterbenden in seine, streichelte sie. „Lasst mich allein", herrschte er die drei Frauen an, die sich ums Bett versammelt hatten.

Sie wichen zurück in die Stube, Rachel schloss leise die Tür und Agnes sagte: „Er liebt sie so sehr."

Alle liebt er und mich hat er verlassen, bedauerte Sarah. Der Gedanke erfüllte sie mit tiefer Trauer, in den sich Hass auf Agnes mischte. Einen Krüppel hat er geheiratet, ein Kind gezeugt.

„Sie sind schrecklich blass, Sarah! Ja, es ist schwer, mitzuerleben, wenn jemand stirbt", meinte Agnes mitfühlend. Sie reichte ihr einen Becher Kräutertee.

Sarah schämte sich ihrer Gedanken und senkte den Blick.

Aaron wäre in der Stadt niemals glücklich geworden, das wusste sie. Und sie hätte die Einöde nicht ein Leben lang aushalten können. Sie atmete tief durch. Jetzt allerdings im Alter konnte sie sich ein Leben hier in der Natur vorstellen.

Agnes gab einen Laut des Schmerzes von sich, Rachel eilte sogleich an ihre Seite. „Komm, setz dich doch, ich massiere dich", sagte sie und führte Agnes von der Kochstelle zu einem Stuhl. Behutsam strich sie über die Deformation auf dem Rücken. „Ach, Rachel", seufzte Agnes, „lange mach ich es wohl nicht mehr."

Aus dem Nebenzimmer erklang ein Schluchzen. Sarah sprang auf. „Aaron weint!"

„Lassen Sie ihn, bitte." Rachel sah sie streng an, Sarah setzte sich wieder. Sie würde Meta nicht mehr lebend sehen, es war vorbei.

..23.12..

© Elsa Rieger

 

 
 

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  Stand: 22.12.2007