Verkorkst,
dachte Sarah, von vorne bis hinten verkorkst. Diese Reise war aus
vorweihnachtlichen Träumereien genährt, frei nach Peterchens Mondfahrt
in der Einkaufspassage. Es wurde höchste Zeit, dass sie in ihr Leben
zurückkehrte. All die Bitterkeit der vergangenen Jahre war weg
geschmolzen, alle Fragen waren beantwortet. Die Menschen hier hatten ihr
Leben in der polaren Umgebung eingerichtet. Hier zu Überleben kostete
viel Kraft und Hingabe, das schweißte zusammen. Aaron gehörte zu ihnen.
Sie hingegen war ein Fremdkörper, nicht mehr, als ein gewöhnlicher
Tourist, der sich für das Leben in anderen Kulturen interessierte. Nein,
diese freundliche Kälte brauchte sie nicht. Mit Aaron musste sie nicht
reden. Was sollte er ihr erklären? Sie hatte genug gesehen. Sein Leben
war erfüllt vom Zusammenleben in der Familie, auf dem Hof und im Dorf.
Wenn der Abschied von Meta verarbeitet war, blieb ihm und Agnes die Sorge
um ihren gemeinsamen Sohn. Würde Hersin in der Heimat bleiben oder suchte
er sein Leben in der Ferne? Die ewige Frage von Eltern in dieser
unwirtlichen Gegend.
Während
Agnes und Rachel mit Vorbereitungen auf das Mittagessen beschäftigt
waren, stand sie leise auf, zog Stiefel und Jacke an und hob ihren
Rucksack auf den Rücken. Ohne noch ein Wort zu sagen, ging sie nach
draußen.
Es
war ein strahlendblauer Wintertag, helles Glitzern auf der Schneefläche,
wo weit sie blicken konnte. Sie fühlte eine wunderbare Stimmung im
Zusammenspiel dieser erhabenen Landschaft mit der Klarheit ihrer
Entscheidung.
..24.12..
© Renate
Hupfeld