17. Dezember 2006

 

 

 

 

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Sie brachen auf. Hope schubste ab und zu die Welpen an, kläffte, wenn sie sich im Spiel miteinander verloren. Während die Tiere leichtfüßig über die Schneebretter liefen, mussten die beiden Menschen jeden Schritt sorgfältig prüfen. Die Schneeschuhe mit den großen Flächen gaben eine gewisse Sicherheit, nicht einzubrechen, aber Erid wusste, wenn ein Schneebrett sich löste, würde sie zu Tal sausen und zerschlagen ankommen. Samira und er hielten großen Abstand voneinander ein.

„Ist besser so“, meinte sie, „dann trifft es nicht beide.“

Erid keuchte. „Du hast ja einen goldenen Humor!“ Aber er musste dennoch grinsen.

Er hatte das Gefühl, dass sie dem roten Glanz näher kamen und es schien, als läge er nicht mehr am Horizont sondern vor ihnen in einer Senke. „Wir erwischen dich schon“, schrie er atemlos vom eisigen Wind. Dieser Moment der Unaufmerksamkeit riss ihm die Füße weg, er landete auf dem Hintern und kam ins Rutschen. „Samira!“

Doch sie war viele Meter entfernt von Erid und er schlitterte weiter bergab, warf sich zur Seite, kam bäuchlings zu liegen und krallte vergeblich die Hände in die eisige Schneeschicht. Plötzlich galoppierte Hope neben, packte mit tropfenden Lefzen nach Erids Ärmel, doch die rasante Talfahrt ging weiter, die Wölfin zerrte vergeblich, ließ sich auf allen Vieren mitschleifen, ließ nicht los.

Durch das Gewicht des Tieres kam Erids Körper ins Drehen, sauste nun mit dem Kopf voran weiter. Hope musste loslassen, blieb aber neben ihm. Sie glitten unter die Baumgrenze, endlich wurde es flacher. Mann und Tier rollten zwischen Latschenkiefern aus, blieben liegen. Erid streckte nach einer Weile die Hand nach Hope aus, tastete sie ab, dann sich selbst – die Knochen waren heil geblieben. Aber er spürte jeden Zentimeter seines Leibes als puren Schmerz. Hope schüttelte sich und sprang auf. Ächzend drehte Erid sich auf den Rücken, kam auf alle Viere und von da in den Stand. Seine Beine zitterten. Die Schneeschuhe hingen zersplittert an den Riemen um die Stiefel. Er blickte den Hang aufwärts, den er heruntergerattert war und entdeckte Samira und die Welpen, die sich einen Weg herunter bahnen.

„Alles in Ordnung?“, fragte Samira, als sie bei Erid ankam.

„Sieht so aus, fühlt sich aber nicht so an. Was gäbe ich für einen Saunabesuch!“

 

Die Steigung abwärts war gemäßigter und sie kamen in dem bewaldeten Gebiet gut voran. Zwischen den Bäumen lag nur wenig Schnee, der Pfad war nicht vereist. Nach gut zwei Stunden standen Erid und Samira am Rand einer Schlucht.

„Das war’s“, knirschte Erid zwischen den Zähnen.

„Jetzt bräuchten wir ein Wunder“, sagte Samira und seufzte. Es ging gut hundert Meter steil hinab. Die Welpen fiepten und zitterten vor Kälte. Hope legte sich hin und die Kleinen krochen zu ihr, schmiegten sich an ihr Fell.

„Pause.“ Erid sammelte Holz.

Bald hatte Samira ein Feuer entfacht, sie hockten sich auf einen liegenden Stamm und brüteten gemeinsam über eine Möglichkeit, in die Schlucht zu gelangen. Erids Blase drückte, er ging am Rand des Abgrund in die Richtung, die sie drüben eingeschlagen hätten, da warf es ihn zu Boden, nicht weil er rutschte, sondern vor Überraschung. Auf der anderen Seite glomm das rötliche Licht; es pulsierte, aber Erid konnte die Quelle nicht ausmachen, der Wald lag dazwischen. Er hetzte zu ihrem Lagerplatz zurück. „Samira, wir sind dem Leuchten nahe gekommen!“ In dem Moment erklang auch wieder die süße Melodie, laut und deutlich. „Hörst du das auch?“, fragte er.

Samira nickte. „Wie überwinden wir nur diese Barriere?“

..18.12..

© Elsa Rieger

 
 

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  Stand: 17.12.2006