Ferieninsel Krautsand - 9 -

 

 

 

 

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Ein Polizist betrat die Pizzeria. Er nahm seine Mütze ab und begrüßte die Wirtin. Dann zog er ein Stück Papier aus der Tasche. Oder war es ein Foto? Die beiden unterhielten sich. Herma konnte nicht verstehen, worum es ging, denn die Stimmen gingen in der Musik von Eros Ramazotti unter, die aus einem Lautsprecher drang.

Die Wirtin schüttelte den Kopf. Der Polizist steckte das Papier wieder ein, setzte seine Mütze auf und verabschiedete sich.

„Der wollte bestimmt nur Pizza für die Kollegen vorbestellen." Willi stocherte in der Lasagne herum, die noch immer Blasen warf. Herma verzog den Mund zu einem schiefen Grinsen. Dann schnitt sie ein Stück ihrer Pizza ab. Der Käse zog lange Fäden, als sie den Bissen zum Mund führte. Mitten in der Bewegung hielt sie inne.

„Da isser ja", flüsterte sie. Urplötzlich stand Paul Becker an der Theke.

„Wer?" Willi ruckte mit dem Kopf herum.

„Nicht so auffällig! Mann, mit dir kann man keine verdeckten Ermittlungen führen."

„Ich hab Urlaub. Ich will meine Ruhe." Missmutig kaute er auf den Nudeln.

„Becker heißt er."

Willi schaute sie verständnislos an.

„Dem ich das Tuch zurückgegeben habe."

„Schmeckt komisch", sagte er, ohne auf ihre Bemerkung einzugehen.

Herma warf ihm einen ungeduldigen Blick zu.

„Das Tuch gehört Francesca. Die Tasche und die Kette wahrscheinlich Ruth. Oder nur die Kette? Außerdem gibt es noch diesen Bruder. Den mit dem Rennpferd. Ob das der Giovanni ist, der Ruth geschrieben hat?", sagte sie mehr zu sich selbst.

„Ich weiß nicht, wovon du redest. Iss lieber!"

„Ach, Willi, Willi."

Paul Becker verschwand in der Küche. Jedes Mal, wenn ein Kellner durch die Schwingtür ging, erhaschte Herma einen Blick auf Becker und den drahtig aussehenden Wirt, die sich dicht gegenüber standen. Einige Haarsträhnen hingen Becker in die Stirn. Von oben herab redete er auf den Wirt ein, der wild mit den Händen gestikulierte.

Schließlich stieß Becker die Tür mit beiden Händen auf, sodass sie mehrmals laut hin und her schlug. Den Blick starr geradeaus gerichtet, stürmte er aus der Pizzeria.

„So vornehm wie heute Morgen isser nicht mehr." Herma sprach mit vollem Mund. Auf einmal schob sie den Teller ein Stück von sich weg.

„Ich fahr ihm nach. Gib mir die Autoschlüssel."

„Was? Du hast zuviel Miss Marpiss gesehen."

„Marple, heißt sie, Willi." Herma grabschte nach dem Schlüssel. Dann lief sie erstaunlich schnell zum Wagen. Beckers Mercedes bog soeben auf die Hauptstraße. Herma quetschte sich hinter das Lenkrad und startete. Sie warf einen Blick aus dem Seitenfenster. In diesem Moment brauste ein dunkelblauer Kombi an ihr vorbei. Hinter dem Steuer saß der Wirt der Pizzeria.

„Hier ist ja was los." Herma folgte den beiden Fahrzeugen quer durch Drochtersen. Ein Straßenschild wies den Weg zum Elbstrand.

Schließlich hielt der Mercedes an einem Dünenweg. Der Kombi parkte unmittelbar dahinter. Herma bremste am Straßenrand. Becker stapfte den Weg zu einem Hof hinauf. Er beachtete den Wirt nicht, der italienisches Zeug brabbelnd, hinter ihm herlief.

Herma stieg aus. Was sollte sie jetzt machen? Dann straffte sie die Schultern und ging den Männern in gebührendem Abstand nach. Sie spürte ihren Herzschlag bis hinauf zur Halsschlagader.

 

.. Folge 10 ..

© Marion Pletzer

 
 

 Copyright © 2005
  Stand: 17.07.2007