Giovanni
schwenkte die Arme überkreuz, als lotse er ein Flugzeug in den Hangar.
Langsam
steuerte der Fahrer des Pferdetransporters im Rückwärtsgang den schmalen
Dünenweg hoch. An der Einfahrt zum Gehöft hielt er an und ließ das
Fenster herunter. „Ciao, ragazzo! Was hast du dir dabei gedacht,
mich ausgerechnet hierher zu beordern?"
Giovanni pfiff
eine Melodie, die entfernt an nach einer napolitanischen Tarantella klang,
öffnete den Transporter und klappte die Rampe herunter. Der Braune reckte
ihm mit angelegten Ohren und weit geöffneten Nüstern seinen Kopf
entgegen.
„Seeluft,
Alter. Fast wie zu Hause." Giovanni hielt ihm die Hand entgegen und
das Pferd tat langsam einen Schritt nach dem anderen die Rampe hinunter.
„Wir wollen
übermorgen gewinnen, nicht wahr?" Giovanni klopfte ihm auf die
Schulter und grinste über den Hals den Fahrer an. „Dazu brauchen wir
Ruhe; keine lästigen Besucher, keine dummen Fragen."
„Als ob du
es nötig hättest. Ist der Gaul nicht der beste Traber in ganz Kampanien?"
„Hast du
auch nichts vergessen?" Giovanni ließ das Pferd stehen und holte aus
dem Kofferraum des Lancia einen schwarzen Architektenkoffer.
„So weit die
Ruhe!"
Giovanni sah
hoch. Der Fahrer deutete auf den Dünenweg. Ein Mensch in Gummistiefeln
und Regenjacke starrte zu ihnen hinüber; hinter seinem Rücken ragte eine
Angelrute empor. Achselzuckend öffnete Giovanni den Koffer. „Uno,
due, tre ..." Er nahm eine der Glasflaschen heraus. „Warum nur
vier davon?"
„Vincenzo
hat gepackt, nicht ich."
Der Angler
setzte sich in Bewegung und kam mit ausladenden Schritten auf sie zu. In
der linken Hand schwenkte er einen leuchtend grünen Plastikeimer.
Giovanni hatte den Eindruck, dass er den linken Fuß eine Winzigkeit
langsamer aufsetzte als den rechten. Bestimmt hinkte er mächtig, wenn er
schnell laufen musste.
„Der hat
wohl zu lange im Wasser gestanden." Der Fahrer feixte.
Bevor der Mann
sie erreichte, schlug er die Kapuze seiner Regenjacke zurück und reckte
den Hals. Schnell stellte Giovanni die Flasche zurück und klappte den
Kofferdeckel zu. Die Flaschen klirrten gegeneinander; es kam ihm
erschreckend laut vor.
„Sind Sie
zum Elbstrandrennen gekommen?" Der Angler deutete auf das
Nummerschild des Anhängers. „Italiener?"
„Und das zu
den dummen Fragen", murmelte der Fahrer auf italienisch. Dann
lächelte er den Angler an. „Si, signore. Ganz weit."
Der Angler
trat noch näher, stellte seinen Eimer ab und streckte die Hand aus. „Ich
bin der Willi. Wir campen hier." Er ergriff zuerst Giovannis Hand,
dann die des Fahrers und grinste. „Ganz nah." Er zeigte die Düne
hoch. „Und dort gehe ich jeden Tag angeln, wenn mich die Herma nicht in
irgendein Museum schleppt. Aber heute hatte ich kein Glück. Als ob die
Fische den Regen genauso wenig mögen wie meine Herma." Er zuckte die
Achseln, schien zu ignorieren, dass Giovanni die Augen verdrehte. „Komme
ich halt morgen früh wieder. Moin, Signores. Viel Erfolg dann." Nach
drei Schritten blieb er stehen. Er stellte den Eimer ab und kratzte sich
im Nacken. „Vielleicht könnte ich die Herma mitbringen? Sie mag
Pferde."
Giovanni
verschränkte die Arme und blickte ihm hinterher. „Diomio!"
„Und das zum
Thema ‚keine lästigen Besucher’. Einen feinen Platz hast du dir
ausgesucht, mein Junge."
...
Folge 5 ...