Ferieninsel Krautsand - 4 -

 

 

 

 

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Giovanni schwenkte die Arme überkreuz, als lotse er ein Flugzeug in den Hangar.

Langsam steuerte der Fahrer des Pferdetransporters im Rückwärtsgang den schmalen Dünenweg hoch. An der Einfahrt zum Gehöft hielt er an und ließ das Fenster herunter. „Ciao, ragazzo! Was hast du dir dabei gedacht, mich ausgerechnet hierher zu beordern?"

Giovanni pfiff eine Melodie, die entfernt an nach einer napolitanischen Tarantella klang, öffnete den Transporter und klappte die Rampe herunter. Der Braune reckte ihm mit angelegten Ohren und weit geöffneten Nüstern seinen Kopf entgegen.

„Seeluft, Alter. Fast wie zu Hause." Giovanni hielt ihm die Hand entgegen und das Pferd tat langsam einen Schritt nach dem anderen die Rampe hinunter.

„Wir wollen übermorgen gewinnen, nicht wahr?" Giovanni klopfte ihm auf die Schulter und grinste über den Hals den Fahrer an. „Dazu brauchen wir Ruhe; keine lästigen Besucher, keine dummen Fragen."

„Als ob du es nötig hättest. Ist der Gaul nicht der beste Traber in ganz Kampanien?"

„Hast du auch nichts vergessen?" Giovanni ließ das Pferd stehen und holte aus dem Kofferraum des Lancia einen schwarzen Architektenkoffer.

„So weit die Ruhe!"

Giovanni sah hoch. Der Fahrer deutete auf den Dünenweg. Ein Mensch in Gummistiefeln und Regenjacke starrte zu ihnen hinüber; hinter seinem Rücken ragte eine Angelrute empor. Achselzuckend öffnete Giovanni den Koffer. „Uno, due, tre ..." Er nahm eine der Glasflaschen heraus. „Warum nur vier davon?"

„Vincenzo hat gepackt, nicht ich."

Der Angler setzte sich in Bewegung und kam mit ausladenden Schritten auf sie zu. In der linken Hand schwenkte er einen leuchtend grünen Plastikeimer. Giovanni hatte den Eindruck, dass er den linken Fuß eine Winzigkeit langsamer aufsetzte als den rechten. Bestimmt hinkte er mächtig, wenn er schnell laufen musste.

„Der hat wohl zu lange im Wasser gestanden." Der Fahrer feixte.

Bevor der Mann sie erreichte, schlug er die Kapuze seiner Regenjacke zurück und reckte den Hals. Schnell stellte Giovanni die Flasche zurück und klappte den Kofferdeckel zu. Die Flaschen klirrten gegeneinander; es kam ihm erschreckend laut vor.

„Sind Sie zum Elbstrandrennen gekommen?" Der Angler deutete auf das Nummerschild des Anhängers. „Italiener?"

„Und das zu den dummen Fragen", murmelte der Fahrer auf italienisch. Dann lächelte er den Angler an. „Si, signore. Ganz weit."

Der Angler trat noch näher, stellte seinen Eimer ab und streckte die Hand aus. „Ich bin der Willi. Wir campen hier." Er ergriff zuerst Giovannis Hand, dann die des Fahrers und grinste. „Ganz nah." Er zeigte die Düne hoch. „Und dort gehe ich jeden Tag angeln, wenn mich die Herma nicht in irgendein Museum schleppt. Aber heute hatte ich kein Glück. Als ob die Fische den Regen genauso wenig mögen wie meine Herma." Er zuckte die Achseln, schien zu ignorieren, dass Giovanni die Augen verdrehte. „Komme ich halt morgen früh wieder. Moin, Signores. Viel Erfolg dann." Nach drei Schritten blieb er stehen. Er stellte den Eimer ab und kratzte sich im Nacken. „Vielleicht könnte ich die Herma mitbringen? Sie mag Pferde."

Giovanni verschränkte die Arme und blickte ihm hinterher. „Diomio!"

„Und das zum Thema ‚keine lästigen Besucher’. Einen feinen Platz hast du dir ausgesucht, mein Junge."

 

 ... Folge 5 ...

© Annemarie Nikolaus

 
 

 Copyright © 2005
  Stand: 04.08.2007