Ferieninsel Krautsand - 31 -

 

 

 

 

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Zwei Minuten später bog Paul Becker auf die Kreisstraße nach Krautsand ab. Am Ortsrand von Drochtersen trat er aufs Gaspedal und raste mit 120 die schnurgerade Straße entlang. Die Alleebäume flogen an ihnen vorbei. Nicht einmal an der Einmündung der Seglerstraße, wo die Straße eine Kurve machte, bremste er ab. Im Gegenteil beschleunigte er danach noch mehr.

Gleich darauf kam ihnen ein Polizeiauto entgegen.

„Verdammt!" Becker stieg auf die Bremse, aber es war zu spät.

Der Streifenwagen wendete und folgte ihnen mit eingeschalteter Sirene. Becker fuhr auf den Randstreifen und hielt. Im Rückspiegel beobachtete er, wie die beiden Polizisten ausstiegen und ihre Dienstmützen aufsetzten. Sein Blick ging zu ihren Gürteln – keine Pistolen; einfache Dorfpolizisten. Mit denen würde er fertig.

Der Beifahrer umrundete Beckers Wagen und kam dann zur Fahrerseite. Der andere blieb vor dem Wagen stehen; so einfach, wie er sich das gedacht hatte, würde er nicht weiterfahren können.

Becker ließ die Scheibe herunter. „Was kann ich für Sie tun?"

„Sie haben es wohl besonders eilig!" Der Polizist musterte erst ihn, dann runzelte er die Stirn und beugte sich vor. „Sie, Signora Pavarese?"

Rosita lächelte und beugte sich ebenfalls vor. „Herr Becker ist so nett, mich zum Elbstrandrennen mitzunehmen. Mein Bruder fährt dort heute auch."

Der Polizist stützte sich mit dem Ellenbogen auf den Fensterrahmen. „Tatsächlich? Und das nach dem Unfall. Der hat Mumm, der Junge. – Aber kein Grund, so schnell zu fahren." Er blickte zu seinem Kollegen und tippte Becker auf die Schulter. „Ihre Papiere bitte. Das waren mindestens hundert Sachen. – Dieses Rennen ist erst am Nachmittag."

Becker zog seine Brieftasche aus der Jacke, die hinter ihm am Haken hing. „Sie irren sich. Jedenfalls können Sie es nicht beweisen." Er gab dem Polizisten Ausweis und Führerschein.

„Die Wagenpapiere auch."

Auch das noch. Zum Teufel, wo war Francesca? „Er gehört meiner Frau. Die hat auch den Fahrzeugschein."

Der Polizist ging mit den Papieren zum Streifenwagen. Augenscheinlich gab er das Kennzeichen durch.

„Mach was! Er kennt dich doch."

Rosita kniff die Augen zusammen. „Für was hältst du mich?" Kaum verhüllte Wut schwang in ihrer Stimme mit.

Becker fluchte. „So habe ich das nicht gemeint." Er hämmerte mit dem Handgelenk auf den Fensterrahmen und verfolgte dabei im Rückspiegel weiter jede Bewegung des Polizisten.

„Du hast selbst gesagt, sie können dir nicht beweisen, wie viel du zu schnell gefahren bist."

Er grunzte entnervt. „Sagst du für mich gut?"

Der Polizist kam zurück und gab Becker die Papiere. „Sie hören von uns." Dann beugte er sich wieder halb ins Wageninnere. „Signora, sagen Sie Ihrem Bruder, er soll auf sich aufpassen. Und vor allem die Räder an seinem Rennwagen gut festschrauben."

Er zog sich zurück; Becker packte ihn blitzschnell am Arm. „Was sagen Sie da?"

Der Polizist blickte auf seine Hand und bewegte den Arm, als schüttele er ein lästiges Insekt ab. „Scheint wohl, als hätten sich die Räder nicht nur aufgrund des Zusammenstoßes gelöst. Aber da müssen Sie schon den Sachverständigen fragen. Oder den Staatsanwalt, der die Akte jetzt auf seinem Tisch hat." Er tippte sich zum Gruß an die Mütze. „Und Sie, fahren Sie schön langsam, wenn Sie zum Rennen kommen wollen."

 

.. Folge 32 ..

© Annemarie Nikolaus

 
 

 Copyright © 2005
  Stand: 09.08.2007