Ferieninsel Krautsand - 30 -

 

 

 

 

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Giovanni schlüpfte in den Trainingsanzug. Auf dem Weg zur Tür ergriff er den Helm und die Lederhandschuhe, die auf einem Schränkchen im Flur lagen.

„Hey, steh!" Giovanni trat hinaus und sah noch wie Alfredo das Pferd kräftig gegen die Brust boxte.

„Lass ihn in Ruhe", sagte Giovanni. „Das Zeug macht ihn nervös."

„Er hat vorgestern das letzte bekommen."

„Wirkt eben lange nach. Vielleicht brauchen wir es heute gar nicht."

„Red keinen Scheiß. Der soll gewinnen. Außerdem weißt du genau, dass dieses Rennen der letzte Testlauf vor Hamburg ist. Wenn’s klappt, sind wir fein raus."

Giovanni wandte sich dem Pferd zu, das auf den Vorderbeinen tänzelte. Sanft strich er ihm über die Nase.

„Ich hoffe, er nimmt keinen Schaden."

„Neuerdings Skrupel? Der Schlag auf den Kopf scheint schlimmer gewesen zu sein, als wir dachten." Alfredo grinste.

Idiot, dachte Giovanni. Möchte wissen, was wirklich in deinem Kopf vorgeht. Und in Ruths.

Er setzte den Helm auf und zog die Handschuhe über. Das feine Leder schmiegte sich passgenau an seine Finger. Er warf noch einen prüfenden Blick auf die Leinen, dann setzte er sich mit dem Hengst Richtung Elbstrand in Bewegung.

„Bis später."

Von weitem schallten Musik und Lautsprecheransagen zu ihm herüber. Don Vento spielte mit den Ohren.

„Das kennst du, nicht wahr? Klingt nach Sieg." Giovanni ließ die Leinen locker auf dem Rücken des Pferdes liegen.

Wohl war ihm nicht bei dem Gedanken an den Nachmittag. Insgeheim hatte er sich geschworen nur noch dieses eine Rennen zu fahren. Aber wenn es klappte? War er dann nicht dumm, alles hinzuwerfen?

Dann würden sich nur andere die Taschen voll stopfen.

Besser dachte er jetzt nicht darüber nach. Zunächst musste er dieses Rennen hinter sich bringen.

Giovanni nahm die Leinen ein wenig auf und schnalzte leise. Don Vento fiel in einen lockeren Trab.

Herma und Christel schlenderten über den Platz. Zahlreiche Frauen trugen auf ihren Köpfen fantasievolle Gebilde, verziert mit bunten Tüchern, Federn und Glitzersteinen zur Schau.

„Gegen diese Konkurrenz willst du antreten?" fragte Christel und drückte ihren Hut ein Stück tiefer ins Gesicht.

„Warum nicht? Schließlich kommt es nicht alleine auf den Hut an, sondern auch auf die Präsentation." Herma streckte ihre mächtige Brust vor. Mit einer gezierten Geste strich sie an der Krempe entlang.

Christel lachte. „Du bist ne Marke."

„Aber gegen die da haben wir Null Chancen." Christel deutete mit dem Kopf in Richtung einer eleganten Frau, die sich auf den Arm eines Mannes stützte. Auf ihrem schwarzen, aufgesteckten Haar saß ein rosefarbener Sommerhut mit einem Schleier, der ihre Stirn verdeckte. Eine dunkle Sonnenbrille warf einen Schatten über ihr Gesicht.

„Sieht geheimnisvoll aus, was?"

Herma antwortete nicht. Sie hatte nur Augen für das mit Glitzersteinen besetzte Herz, das in der Halsgrube der Frau lag.

 

.. Folge 31 ..

© Marion Pletzer

 
 

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  Stand: 21.08.2007