Ferieninsel Krautsand - 3 -

 

 

 

 

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Das Blut schoss ihr bis in die letzten Windungen der Ohren. Das passierte immer, wenn sich Helma ertappt fühlte. Sie zupfte am Tuch und zog es über ihre Warnsignale.

„Sie müssen sich da wohl irren.“ Ihre Worte kamen hastig. Sie blickte direkt in sein Gesicht und wunderte sich selbst über ihre Dreistigkeit. Dann schob sie sich schnell an ihm vorbei Richtung Campingplatz.

„Ich rufe die Polizei.“

Helma blieb stehen und hörte hinter sich die Tasten seines Handys klicken. Sie drehte sich um und räusperte sich. „Woher soll ich wissen, dass Sie mich nicht anlügen?“

“Es ist ein Designerstück. Ein Geburtstagsgeschenk von mir.“

Seine Augen schimmerten plötzlich nass. Helma zog ihre Lippen nach oben. Sie hasste sentimentale Männer. Bevor dieser Herr es tatsächlich noch wagen sollte, eine Träne hinauszudrücken, zerrte sie lieber das Tuch herunter. „Hier!“

„Sehen Sie“, er knotete die Enden auf und schniefte dabei. „FB – Francesca Becker. Ich habe Sie nicht angelogen.“ Er zeigte auf die Mitte des Seidentuches.

„Francesca?“ Sie betrachtete die Initialen, die dezent in einer Rose versteckt waren. Das „B“ hätte sie auch als „R“ lesen können.  

„Mein Name ist Paul Becker.“ Er deutete eine Verbeugung an.

„Ich übernehme das Strandhotel.“

Helma starrte noch immer auf die Buchstaben. „Hat ihre Frau noch einen zweiten Namen, Ruth vielleicht?“ Sie kratzte sich am Kinn und holperte dabei über ihre Warze. 

„Wie kommen Sie darauf? Meine Frau ist Italienerin. Ruth ist kein südländischer Name.“

„Und wo ist ihre Frau jetzt?“

„Das wüsste ich gerne von Ihnen.“ Das Graublau seiner Augen verwandelte sich in die dunkle Farbe von Schlick. Helma spürte ein Kribbeln im Nacken. Seine Gegenwart wurde ihr unangenehm. Sie warf einen Blick zum Kotterbachsee. Willi war nicht zu erblicken.

„Ich habe es gefunden. Dort.“ Sie zeigte zu den Büschen. „Ihre Frau hat es wohl verloren. Sie freut sich sicher, wenn sie es wiederhat. So ein schönes Stück.“ Helma versuchte ein Lächeln. „Tschüs, ich muss jetzt.“

Sie wandte sich um und lief zuerst langsam, dann immer schneller zum Campingplatz. Ihre Hand umschloss dabei fest die Badetasche. Erst jetzt fiel ihr auf, dass er danach gar nicht gefragt hatte. Wahrscheinlich gehörte sie Ruth, wer immer das auch war. Helma blieb stehen und drehte sich um. Paul Becker war verschwunden.

Sie holte den Zettel aus der Tasche. „Giovanni“, murmelte sie vor sich hin. Auch ein südländischer Name. Sie stieß ein Grunzen aus. „Italiener auf Krautsand.“ Sie schnippte mit den Finger. „Na klar! Willi hat von diesem neuen Lokal in Drochtersen erzählt. Eine Pizzeria. „La Via“ oder so ähnlich.“ Da musste sie hin.

Zufrieden stieg sie in den Wohnwagen und öffnete den Kühlschrank. Labskaus war noch übrig. Sie hatte Willi versprochen, ihn aufzuwärmen. Mit einer Pizza konnte sie ihn nicht locken, lieber verhungerte Willi. Sie musste sich was einfallen lassen. Nur was?

 

... Folge 4 ...

© Sonja B-.Hoffmann

 
 

 Copyright © 2005
  Stand: 19.07.2007