Schleppend
ging Giovanni den Weg zum Gehöft hinauf. Was hatte er von Graziano
erwartet? Hilfe? Zeit gewinnen? Aufklärung etwa? Der hatte nicht mal nach
den Umständen des Unfalls gefragt, geschweige denn nach seinen eigenen
Verletzungen. So kaputt wie an diesem Tag hatte er sich noch nie vor einem
Rennen gefühlt. Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit. Dazu eine Freundin,
die sich zusammen mit Vincenzo im Stader Hof eingemietet hatte, eine Menge
Geld im Gepäck. Und zu allem Überfluss einen Stallmeister, der falsch
spielte. Was lief da eigentlich ab hinter seinem Rücken?
Als
er zurück kam, saß Alfredo mit einem Cappuccino am Küchentisch. Er
schien ihn bereits zu erwarten.
„Hi
Giovanni. Bist du okay?"
Wie
scheißfreundlich dieses miese Schwein war.
„So
ganz fit siehst du nicht aus", fuhr Alfredo fort. „Ich wollte dich
gestern im Krankenhaus besuchen, aber das hattest du schon verlassen.
Fluchtartig wohl. Hier, hab ich dir mitgebracht." Er zog Geldbörse
und Handy aus der Hosentasche.
Ich
sollte ihm die unschuldige Fresse polieren, dachte Giovanni. Doch die
Vernunft siegte. Ja nicht die Nerven verlieren. Heute musste er gute Miene
zum bösen Spiel machen, auch wenn ihm zum Kotzen elend war. Er würde
diesem Bürschchen schon im richtigen Moment eine verpellen. „Ach ja,
danke." Er nahm seine Utensilien an sich. „Ob ich okay bin? Keine
Frage. Warst du bei der Rennleitung und hast alles klar?"
„Du
startest um sechzehn Uhr. Da haben wir noch ein paar Stunden Zeit. Ich
schlage vor, du fährst mit Don Vento noch eine kleine Trainingseinheit am
Elbufer, damit er sich an das Laufen auf festem Sand gewöhnt. Spät genug
dafür, aber was soll’s. Dumm gelaufen alles gestern. Aber das musst du
mir mal in einer ruhigen Stunde alles erzählen."
„Was
meinst du, wie lange?"
„Was?"
„Na
die Trainingseinheit."
„Ach
so. Eine Stunde, denke ich. Danach könnt ihr euch beide noch ein wenig
ausruhen und danach verabreiche ich Don Vento, na du weißt schon."
"Gut,
dann mach mir den Sulky klar. Welchen nehmen wir eigentlich? Das
Unfallteil dürfte ja wohl hinüber sein.“
„Sah
schlimmer aus als es war. Ich hab ein Rad und die Deichsel ausgewechselt.
Läuft wie geschmiert.“
„Und Don Vento ist an ihn gewöhnt. Alles paletti,
ich ziehe mich schon mal um.“
..
Folge 30 ..