Ferieninsel Krautsand - 28 -

 

 

 

 

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„Pavarese?"

Giovanni stand an einer Telefonsäule und hielt sich die Telefonmuschel ans Ohr.

Die Stimme aus dem Apparat klang blechern.

„Graziano, ich hatte mit Don Vento einen Unfall."

"Unfall? Madonna, hat sich Don Vento verletzt? Weiß Ruth davon?"

Seine Stimme überschlug sich. Bestimmt saß Graziano mit einer Zigarre zwischen seinen wulstigen Lippen auf seiner Terrasse, lediglich mit einer Short bekleidet, die schwarz behaarten Beine auf dem Tisch überschlagen. Vermutlich hatte er trotz der frühen Tageszeit schon mehrere Brandy hinuntergekippt. Aber sei´s drum. Er besaß Geld, viel Geld und er war bereit, für Don Vento ein kleines Vermögen auszugeben.

„Nein, er ist unverletzt und …", er dachte an Ruth, die sich wegen dem Rennen erst um ihn Sorgen gemacht und nun gegenüber Alfredo auf seinen Start beharrt hatte. Er begriff sie nicht. „Ich habe Ruth nicht gesehen."

„Das verstehe ich nicht. Sie war schon vor einer Woche gefahren, sollte sich sofort bei Ihnen melden, wenn Sie ankommen. Sie hat das Geld dabei, aber nur, wenn diesmal alles glatt geht. Ich kaufe keinen Verlierer. Sie verstehen."

Giovanni schluckte. In ein paar Stunden war der Start und Don Vento wirkte zuvor im Stall immer noch sehr nervös. Wenn er galoppierte, war er disqualifiziert.

„Was wollten Sie eigentlich, Pavarese?"

„Zeit" hätte Giovanni gerne geantwortet, aber die hatte ihm Graziano schon das letzte Mal gegeben als Don Vento plötzlich im Training nachließ.

„Was ist, Pavarese? Wollen Sie aufgeben?"

„Ist Vincenzo bei Ihnen. Ich habe ihn nicht erreicht", log Giovanni.

„Vincenzo ist bei Ruth. Die sind ein unzertrennliches Team. Dafür bezahle ich sie schließlich."

„Dann muss ich wohl versuchen, Sie hier zu erreichen."

„Sie wollte ins Parkhotel"Stader Hof."

„Ich rufe sofort dort an."

„Informieren sie mich!" Er hustete.

Giovanni verabschiedet sich und legte auf.

„Francesco, ich muss weg!" Rosita schrie Richtung Küchentür und marschierte mit Rolf Becker zu dessen Wagen. „Ich komme mit, weil es mein Bruder ist und Sie ohnehin nichts bei ihm erreichen werden."
Rolf Becker nickte.

„Nicht dass ich das glaube, aber man weiß ja nicht." Sie öffnete die Tür, verharrte jedoch und starrte zur anderen Straßenseite. Ein blonde Frau schaute herüber. Sie kam ihr bekannt vor. Irgendwo hatte sie sie schon mal gesehen.

„Kennen Sie die?" Sie zeigte mit einer Kopfbewegung zu ihr.

Rolf Becker zuckte mit den Schultern. „Schon mal gesehen. Ich glaube, Francesca kennt sie. Ja, bei irgendeinem Rennen standen die Beiden beieinander. Gar nicht so lange her. Francesca wollte unbedingt Giovanni bei seinem Rennen sehen und muss sich mit der furchtbar gestritten haben. Ich hatte sie noch gefragt, aber sie hat mich nur angefunkelt. Neija, interessierte mich auch nicht weiter."

„Komisch, dass die hier ist. So berühmt ist das Elbrennen nun auch wieder nicht." Rosita stieg ein. Die Blonde hatte sich zur Seite gedreht und unterhielt sich wild gestikulierend mit einem Mann. Sie verdeckte ihn mit ihrer Statur, so dass Rosita nicht sehen konnte, wer es war.

„Fahren Sie schon", sagte sie schließlich zu Rolf Becker, der an seinem Gurt hantierte.

Der Motor heulte auf. Die Unbekannte verabschiedete sich und stieg in den Ferrari, der an der Straßenecke parkte.

Alfredo? Ungläubig starrte Rosita hinüber. Nun erkannte sie ihn. Warum war er nicht bei Giovanni?

„Wie viel Uhr ist es?"

„Kurz nach elf."

„In knapp eineinhalb Stunden starteten die Minitraber und im Anschluss die Erwachsenen. Giovanni startet im 6. Rennen. Der Preis ist von Kaulitz & Lindemann dotiert."

„Kaulitz & Lindemann? Die Wirtschaftsprüfer und Steuerberater?

„Kennen Sie die?"

„Ja, wegen dem Strandhotel. Ich habe mich betriebswirtschaftlich beraten lassen."

„Merkwürdige Zufälle." Rosita  schüttelte den Kopf. „Los jetzt."

 

.. Folge 29 ..

© Sonja B.-Hoffmann

 
 

 Copyright © 2005
  Stand: 21.08.2007