Ferieninsel Krautsand - 26 -

 

 

 

 

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Paul Becker starrte auf den Bildschirm seines Laptops. Die Farben verschwammen vor seinen Augen wie verlaufene Wasserfarben auf einem Zeichenblock.

Francesca, wo bist du nur?

Unaufhörlich kreiste diese Frage in seinem Kopf. Er stand auf und ging zum Fenster. Dunkelheit lag über Drochtersen. In dem Bürogebäude arbeitete längst niemand mehr. Er war es gewohnt, als letzter zu gehen. Er blickte auf seine Uhr – 22.30 Uhr.

Die Vorstellung, Francesca könne etwas Schlimmes zugestoßen sein, ließ seinen Herzschlag kurz aussetzen. Wie viel lieber wäre es ihm, sie hätte ihn ohne ein Wort verlassen. So wie dieser undurchsichtige Pavarese behauptet hatte. Mit diesem Schmerz würde er fertig.

Paul Becker strich einige Haarsträhnen über den Kopf zurück. Seine Hand glitt bis in den Nacken und knetete die verspannte Muskelpartie.

Wahrscheinlich liebte sie ihn nicht mehr so wie am Anfang. Er arbeitete viel und fand oft keine Zeit für sie. Aber das würde sie ihm nie antun. Was also war passiert? Entführung, Mord?

Und warum? Wollte jemand den Verkauf des Strandhotels verhindern? Die Verträge lagen vorbereitet bei den Anwälten. In drei Tagen trafen sich alle Beteiligten zur Unterschrift.

Doch wer hätte Interesse an dem zwar ehrwürdigen, aber ziemlich heruntergekommenen Haus, dem er erst wieder den Glanz vergangener Tage verleihen würde?

Plötzlich klingelte das Telefon. Leise, aber in der Stille des Raums erschien es Becker so schrill wie eine Alarmglocke. Hastig nahm er den Hörer ab.

„Ja, bitte." Seine Stimme klang ungeduldig.

„Paul… Paul, ich bin ..." Es knackte in der Leitung.

„Francesca? Oh, Gott, wo bist du? Wie geht es dir?"

„Wichtig…" Wieder diese Knacken. Er verstand kaum ein Wort.

„Francesca, ich versteh dich nicht."

„Mir … - gut… - das Rennen… - in Gefahr… - hörst du?"

„Nein, die Leitung ist furchtbar schlecht."

„Verhindern… Giovanni… - du musst… - verhindern..." Es knackte erneut, dann folgte das Besetzzeichen.

„Francesca! Francesca! Liebling!"

„Die Verbindung wurde unterbrochen", ertönte eine klare Stimme. Paul Becker ließ den Hörer auf den Schreibtisch sinken.

Francesca, sie lebte. Gott sei Dank. Aber was wollte sie ihm sagen? Wenn er sie richtig verstanden hatte, schwebte jemand in Gefahr. Sollte er das Elbstrandrennen verhindern? Aber wie? Oder ging es nur darum, dass Giovanni nicht startete?

Paul Becker ging einige Schritte auf und ab. Was sollte er denn jetzt machen? An wen sollte er sich wenden?

 

.. Folge 27 ..

© Marion Pletzer

 
 

 Copyright © 2005
  Stand: 05.08.2007