Paul
Becker starrte auf den Bildschirm seines Laptops. Die Farben verschwammen
vor seinen Augen wie verlaufene Wasserfarben auf einem Zeichenblock.
Francesca,
wo bist du nur?
Unaufhörlich
kreiste diese Frage in seinem Kopf. Er stand auf und ging zum Fenster.
Dunkelheit lag über Drochtersen. In dem Bürogebäude arbeitete längst
niemand mehr. Er war es gewohnt, als letzter zu gehen. Er blickte auf
seine Uhr – 22.30 Uhr.
Die
Vorstellung, Francesca könne etwas Schlimmes zugestoßen sein, ließ
seinen Herzschlag kurz aussetzen. Wie viel lieber wäre es ihm, sie hätte
ihn ohne ein Wort verlassen. So wie dieser undurchsichtige Pavarese
behauptet hatte. Mit diesem Schmerz würde er fertig.
Paul
Becker strich einige Haarsträhnen über den Kopf zurück. Seine Hand
glitt bis in den Nacken und knetete die verspannte Muskelpartie.
Wahrscheinlich
liebte sie ihn nicht mehr so wie am Anfang. Er arbeitete viel und fand oft
keine Zeit für sie. Aber das würde sie ihm nie antun. Was also
war passiert? Entführung, Mord?
Und
warum? Wollte jemand den Verkauf des Strandhotels verhindern? Die
Verträge lagen vorbereitet bei den Anwälten. In drei Tagen trafen sich
alle Beteiligten zur Unterschrift.
Doch
wer hätte Interesse an dem zwar ehrwürdigen, aber ziemlich
heruntergekommenen Haus, dem er erst wieder den Glanz vergangener Tage
verleihen würde?
Plötzlich
klingelte das Telefon. Leise, aber in der Stille des Raums erschien es
Becker so schrill wie eine Alarmglocke. Hastig nahm er den Hörer ab.
„Ja,
bitte." Seine Stimme klang ungeduldig.
„Paul…
Paul, ich bin ..." Es knackte in der Leitung.
„Francesca?
Oh, Gott, wo bist du? Wie geht es dir?"
„Wichtig…"
Wieder diese Knacken. Er verstand kaum ein Wort.
„Francesca,
ich versteh dich nicht."
„Mir
… - gut… - das Rennen… - in Gefahr… - hörst du?"
„Nein,
die Leitung ist furchtbar schlecht."
„Verhindern…
Giovanni… - du musst… - verhindern..." Es knackte erneut, dann
folgte das Besetzzeichen.
„Francesca!
Francesca! Liebling!"
„Die
Verbindung wurde unterbrochen", ertönte eine klare Stimme. Paul
Becker ließ den Hörer auf den Schreibtisch sinken.
Francesca,
sie lebte. Gott sei Dank. Aber was wollte sie ihm sagen? Wenn er sie
richtig verstanden hatte, schwebte jemand in Gefahr. Sollte er das
Elbstrandrennen verhindern? Aber wie? Oder ging es nur darum, dass
Giovanni nicht startete?
Paul
Becker ging einige Schritte auf und ab. Was sollte er denn jetzt machen?
An wen sollte er sich wenden?
..
Folge 27 ..