Ferieninsel Krautsand - 25 -

 

 

 

 

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„Herma, ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist." Die breite Krempe von Christels Strohhut wippte im Takt ihrer kleinen Schritte. Zum wiederholten Male blies sie sich das rotgrün karierte Band, das einen Bund Apfelblüten fixierte, aus ihrem Gesicht. Ihre Wangen leuchteten in einem kräftigten Rot. Schließlich blieb Christel stehen. „Ich kann nicht mehr." Ihre mächtige Brust hob und senkte sich in langen Atemzügen. Herma humpelte weiter. „Mach schon, Christel. Ich stell mich auch nicht so an und mein Knöchel tut weh, das kannst du glauben."

„Warum muss ich mit, Herma? Wir gewinnen ohnehin nicht mit unseren altmodischen Töpfen." „Die müssen nicht modern sein, Christel, sondern fantasievoll."

„Mit diesem Kraut da oben …", sie hob den Kopf und wieder fegte das Band durch ihr Gesicht, „werde ich allenfalls ausgelacht."

„Blödsinn, die jungen Dinger tragen so was am Strand. Das siehst du überall und meinen Hut hat Königin Elisabeth schon getragen."

Christel ließ skeptisch ihre Augen über Hermas blaue Schüssel streifen.

„Jedenfalls so einen ähnlichen", korrigierte sich Herma.

„Findest du nicht, dass das albern aussieht? Kurt dachte, das sei ein Fliegennetz."

„Schleier sind elegant. Kurt hat keine Ahnung."

„Willi auch nicht."

„Willi sieht mich auch nicht."

"Zum Glück, Herma."

„Jetzt komm Christel, lass uns nicht streiten. Wir müssen doch rechtzeitig da sein, um uns anzumelden."

Christel stieß einen lauten Seufzer aus und setzte ihren voluminösen Körper wieder in Gang, blieb aber gleich wieder stehen. „Warum willst du gewinnen?"

„Der erste Preis sind Karten für die Siegesfeier nach dem Rennen und da will ich unbedingt dabei sein. Nun komm schon." Herma hakte sich unter und zog Christel weiter. Dabei vergaß sie völlig das Stechen in ihrem Knöchel.

"Aber früher hast du dich doch auch nicht für Pferderennen interessiert."

"Christel, bitte! Wenn wir dort sind, erkläre ich dir alles."

Von weiten hörten Herma und Christel bereits Durchsagen über Lautsprecher. Je mehr sie sich dem Elbstrand näherten, desto deutlicher wurde die Betriebsamkeit, die an ein kleines Volksfest erinnerte. Hinter Bäumen schossen Kinder hervor, die kreischend bunte Luftballons in die Höhe hielten und von allen Seiten spazierten Paare oder ganze Personengruppen dem Strand entgegen.

Herma deutete zur rechten Seite die freien Blick zur Elbe gewährte. Ein Festzelt war aufgebaut und Volksmusik dröhnte zu ihnen herüber. „Dort ist die Kasse, Christel. Wirst sehen, jetzt lohnt es sich schon, dass du so aufgedonnert bist. Mit festen Schritten, als hätte es nie eine Verletzung am Bein gegeben, stolzierte Herma auf die Kasse zu, blieb stehen und sagte zu dem jungen Mann , der an einem meterbreiten Tisch saß: „Zwei Erwachsene mit Hut."

Der junge Mann grinste, schaute an Herma vorbei, der keuchenden Christel entgegen und erwiderte: „Nett! Also zwei Erwachsene, das sind 10,-- Euro."

Herma tippte an ihre Kopfbedeckung. „Wir machen am Hutwettbewerb mit, bekommen wir da nicht einen billigeren Eintritt?"

„Fünf Euro, das ist billig genug."

Christel nickte.

„Ich dachte …" Herma kramte in der gestreiften ‚’Badetasche, die sie bewusst mitgenommen hatte, und holte ihre Geldbörse hervor.

„Bitte! Komm Christel!" Herma zog Christel an Polizei und Rettungswägen vorbei Richtung Wettbüros, die um die Rennbahn verteilt aufgestellt waren.

Christel warf einen sehnsüchtigen Blick zum Zelt, aus dem es nach Kaffee duftete.

„Herma, wollen wir nicht ein Stück Torte…?"

"Später, Christel. Erst anmelden."

Herma ließ ihren Blick über den Platz schweifen. Auf einer Hüpfburg tobten die Kinder, und von den Buden her roch es nach verbrannten Fett. Ein dunkelhaariger Mann stand mit Rücken zu ihr gedreht in einer Menschenmenge, die an einem Grill anstand. Das könnte doch dieser Italiener sein.

„Ich habe Hunger, Herma."

"Was hältst du von einer Bratwurst, Christel?" Herma fixierte der Mann. „Ich lade dich ein."

 

.. Folge 26 ..

© Sonja B.-Hoffmann

 
 

 Copyright © 2005
  Stand: 04.08.2007