In
der Eckkneipe gegenüber des Krankenhauses stand Kurt vor einem Bier an
der Theke. Eine Weile sah Herma von der Tür aus zu, wie er heftig
fuchtelnd mit zwei jungen Männern diskutierte.
Trotz
der frühen Stunde hingen dicke Rauchschwaden in der Luft. ‚Man sollte
es verbieten’, dachte Herma. ‚Woanders geht es doch auch.’ Sie
wartete weiter an der halb geöffneten Tür, hoffte, dass Kurt sie
bemerkte.
Als
er sich im Gegenteil ganz der Theke zuwandte, atmete sie noch einmal tief
die frische Luft von draußen ein und ging dann, flach atmend, zur Theke.
„Kurt?"
Er
nickte ihr zu. „Wie geht es Willi?"
„Erzähl
ich dir gleich. Ich warte draußen."
Er
nickte und setzte sein Bierglas an. Herma flüchtete aus der Kneipe.
Aufatmend
trat sie vor der Tür von einem Bein aufs andere und wartete. Kurt kam
nicht. Schon wollte sie ihn mahnen, aber eigentlich hatte sie es nicht
eilig. Sie lief hinüber zum Krankenhaus und setzte sich auf eine Bank in
die Sonne. Endlich ... Da hatten sie Glück mit ihrem Rennen ...
Herma
fuhr hoch. Das Rennen! Sie schnappte ihre Handtasche und rannte über die
Straße zur Kneipe. Hinter sich hörte sie Reifen quietschen. „Kurt!
Komm schnell!"
„Ja
doch; ich hab gleich aus." Er hob das Glas, trank den Rest und
wischte sich genüsslich den Schnurrbart ab, der mit dem Bierschaum noch
weißer wirkte als sonst.
Er
winkte in die Runde, dann kam er zu Herma und hakte sich unter. „Was ist
denn passiert? Du bist auf einmal ganz hektisch."
„Mir
wurde langweilig; das ist alles. Und Christel wird auch schon
warten."
„Die
hat einen neuen Schmöker angefangen; wahrscheinlich sitzt sie gemütlich
und in Tränen aufgelöst vorm Zelt." Er feixte.
„Am
Strand? Ist der nicht heute abgesperrt?" Statt direkt zum Auto hatte
Herma ihn vor ein Plakat gelenkt; dort blieb sie nun stehen. Sie kam sich
fast ein bisschen scheinheilig vor.
„Du
meinst deswegen?" Kurt deutete auf das Plakat. „Aber nein; das
Rennen findet im Watt statt."
„Ach
so!" Sie ging in die Knie, um den unteren Teil lesen zu können. „Du,
Kurt; wenn wir uns beeilen, dann sind wir noch rechtzeitig in
Krautsand."
„Was
willst du denn dort? Pferde sind groß und beißen."
Herma
lachte schallend. „Aber nicht so langweilig wie eure Fische."
„Die
kann man wenigstens essen."
Essen,
ja. Vielleicht konnte sie dort frühstücken. Auf einmal knurrte ihr
Magen. „Fahr mich aber zuerst zum Campingplatz; ich muss meinen Hut
holen."
Kurt
blieb abrupt stehen und sah sie verblüfft an. „Na, so heiß wird es
nicht werden. Und du kommst vielleicht zu spät zum ersten Rennen."
„Männer!
Hast du nicht alles gelesen?"
Im
Campingwagen brauchte Herma zehn Minuten, sich für einen Hut zu
entscheiden. Als sie den Wagen verließ, starrte Kurt sie noch
verblüffter an als zuvor. „Und damit willst du den Wettbewerb
gewinnen?"
„Zumindest
falle ich auf."
„Holen
wir Christel."
Wenn
sie sie von ihrem Buch loseisen könnten; mit Christel zusammen, hielte
jeder Herma für die Harmlosigkeit in Person. „Sie soll einen Hut
mitnehmen."
..
Folge 24 ..