Ferieninsel Krautsand - 23 -

 

 

 

 

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In der Eckkneipe gegenüber des Krankenhauses stand Kurt vor einem Bier an der Theke. Eine Weile sah Herma von der Tür aus zu, wie er heftig fuchtelnd mit zwei jungen Männern diskutierte.

Trotz der frühen Stunde hingen dicke Rauchschwaden in der Luft. ‚Man sollte es verbieten’, dachte Herma. ‚Woanders geht es doch auch.’ Sie wartete weiter an der halb geöffneten Tür, hoffte, dass Kurt sie bemerkte.

Als er sich im Gegenteil ganz der Theke zuwandte, atmete sie noch einmal tief die frische Luft von draußen ein und ging dann, flach atmend, zur Theke. „Kurt?"

Er nickte ihr zu. „Wie geht es Willi?"

„Erzähl ich dir gleich. Ich warte draußen."

Er nickte und setzte sein Bierglas an. Herma flüchtete aus der Kneipe.

Aufatmend trat sie vor der Tür von einem Bein aufs andere und wartete. Kurt kam nicht. Schon wollte sie ihn mahnen, aber eigentlich hatte sie es nicht eilig. Sie lief hinüber zum Krankenhaus und setzte sich auf eine Bank in die Sonne. Endlich ... Da hatten sie Glück mit ihrem Rennen ...

Herma fuhr hoch. Das Rennen! Sie schnappte ihre Handtasche und rannte über die Straße zur Kneipe. Hinter sich hörte sie Reifen quietschen. „Kurt! Komm schnell!"

„Ja doch; ich hab gleich aus." Er hob das Glas, trank den Rest und wischte sich genüsslich den Schnurrbart ab, der mit dem Bierschaum noch weißer wirkte als sonst.

Er winkte in die Runde, dann kam er zu Herma und hakte sich unter. „Was ist denn passiert? Du bist auf einmal ganz hektisch."

„Mir wurde langweilig; das ist alles. Und Christel wird auch schon warten."

„Die hat einen neuen Schmöker angefangen; wahrscheinlich sitzt sie gemütlich und in Tränen aufgelöst vorm Zelt." Er feixte.

„Am Strand? Ist der nicht heute abgesperrt?" Statt direkt zum Auto hatte Herma ihn vor ein Plakat gelenkt; dort blieb sie nun stehen. Sie kam sich fast ein bisschen scheinheilig vor.

„Du meinst deswegen?" Kurt deutete auf das Plakat. „Aber nein; das Rennen findet im Watt statt."

„Ach so!" Sie ging in die Knie, um den unteren Teil lesen zu können. „Du, Kurt; wenn wir uns beeilen, dann sind wir noch rechtzeitig in Krautsand."

„Was willst du denn dort? Pferde sind groß und beißen."

Herma lachte schallend. „Aber nicht so langweilig wie eure Fische."

„Die kann man wenigstens essen."

Essen, ja. Vielleicht konnte sie dort frühstücken. Auf einmal knurrte ihr Magen. „Fahr mich aber zuerst zum Campingplatz; ich muss meinen Hut holen."

Kurt blieb abrupt stehen und sah sie verblüfft an. „Na, so heiß wird es nicht werden. Und du kommst vielleicht zu spät zum ersten Rennen."

„Männer! Hast du nicht alles gelesen?"

Im Campingwagen brauchte Herma zehn Minuten, sich für einen Hut zu entscheiden. Als sie den Wagen verließ, starrte Kurt sie noch verblüffter an als zuvor. „Und damit willst du den Wettbewerb gewinnen?"

„Zumindest falle ich auf."

„Holen wir Christel."

Wenn sie sie von ihrem Buch loseisen könnten; mit Christel zusammen, hielte jeder Herma für die Harmlosigkeit in Person. „Sie soll einen Hut mitnehmen."

 

.. Folge 24 ..

© Annemarie Nikolaus

 
 

 Copyright © 2005
  Stand: 31.07.2007