Ferieninsel Krautsand - 22 -

 

 

 

 

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... und blieb in der geöffneten Tür stehen. Die beiden standen vor Don Ventos Box und bemerkten ihn gar nicht. Lupo schlich heran, stupste ihn mit der feuchten Nase an der Hand und schlich wieder zurück.

„Hast du dir denn auch schon überlegt, wie wir ihn aus diesem beschissenen Krankenhaus herauskriegen? Wo ist er überhaupt?"

Das war ja unglaublich. Was wurde denn da gespielt? Giovanni ging einen Schritt zurück und lehnte die Tür vorsichtig wieder an, aber nur so weit, dass er das Gespräch mithören konnte.

„Elbe Kliniken Stade, wo sonst? Von hier aus karren sie doch alle dort hin. In der Chirurgie wird er sein."

Diese Heuchlerin. Und dieses miese Schwein, das sich sein Stallmeister nannte. Giovanni ballte die Fäuste. Doch er musste sich zwingen ruhig zu bleiben. Das war der Augenblick der Wahrheit, den durfte er sich nicht kaputt machen. So blöd war er ja wohl nicht.

„Und wie willst du ihn da raus kriegen? Vielleicht will er gar nicht."

„Er wird freiwillig mitgehen."

„Hast du dafür etwa auch ein Mittelchen parat?"

„Mittelchen ist gut. Tu doch nicht so, als hättest du noch nie was von Benzos gehört. Die wirken wie ein Hammer, vor allem, wenn einer es nicht gewöhnt ist."

„Sind das diese Tranquilizer?"

„Klar, Mann."

„Dann musst du dich aber beeilen. Auch wenn die Formalitäten soweit klar sind, gibt es noch eine Menge zu tun vor dem Start."

„Sag ich doch. Bring mich also auf dem schnellsten Wege zu diesen Elbe Kliniken."

Giovanni hatte hinter dem Schuppen gewartet, bis Ruth und Alfredo das Gehöft verlassen hatten. Den Schuppen hatten sie in der Hektik vergessen abzuschließen. Don Vento streckte ihm freudig seinen Kopf entgegen. Er strich ihm über die Nase. Zitterte das Tier oder war das seine Hand?

„Keine Angst, mein Kleiner", flüsterte er. „Wir lassen uns nicht unterkriegen."

In der Küche brannte immer noch Licht. Er ging hinein. Alfredos Geldbörse war nicht mehr da. Daran hatte dieser Schuft gedacht. Was war zu tun? Seine Schwester in der Pizzeria. Der würde was dazu einfallen. Er griff zum Telefon und steckte es gleich wieder in die Station. Aussichtslos. Rositas Nummer hatte er im Handy gespeichert und das war mit Geldbörse und Schlüssel im Krankenhaus geblieben.

 

Anstatt zu Willi ging Hermas erster Blick auf das leere Nachbarbett.

„Ausgeflogen? Ist wohl nicht so krank wie du. Dabei müsste er doch viel schwerer verletzt sein, wenn man das hier liest."

Sie hielt ihm einen Artikel aus der aktuellen Tageszeitung vor die Augen.

„Tu weg, hat die Krankenschwester mir schon vorgelesen. Ist halt ein durchtrainierter Bursche und bestimmt nicht das erste Mal beim Traben vom Wagen gestürzt. Außerdem ist er weg."

„Wie weg?"

„Entlassen."

„Ach, was."

„Hat sich selbst entlassen. Hals über Kopf. Nichts hat er mitgenommen. Aber eigentlich war er auch ganz nett. Wir haben uns sogar ein bisschen unterhalten. Giovanni heißt er."

Herma stutzte.

„Giovanni? Du, da fällt mir was zu ein."

Willi machte eine abwehrende Handbewegung.

„Komm mir nicht schon wieder mit deinem Detektivkram. Gestrichen voll hab ich die Schnauze davon. Guck mich doch an. Überleg lieber, wie du mich wieder auf die Beine kriegst. Das darf doch wohl alles nicht wahr sein."

Er schloss die Augen und legte die Hand auf die Stirn. Warum konnte diese Frau keine Ruhe geben? Hatte sie nicht bewiesen, dass sie als Detektivin ungeeignet war?

„Mensch, Herma. Das ist kein Job für dich. Giovanni hin, Giovanni her. Badetasche, Amulett und was weiß ich nicht alles hättest du da lassen sollen, wo es war. Nichts als Ärger hat es uns gebracht. Und Unglück obendrein."

Herma hatte seine Hand genommen und die ganze Zeit gestreichelt.

„Hast ja Recht, Mann. Ich hab wirklich alles falsch gemacht. Wären wir doch gemütlich in der Pizzeria sitzen geblieben. Aber nein. Ungeschickt lässt grüßen."

„Kapierst du es endlich?"

„Ich glaub schon, Willi. Und weißt du was?"

„Sag an."

„Wenn du hier raus bist, kriegst du als erstes Vanilleeis mit heißen Kirschen, so heiß, wie du es dir nicht vorstellen kannst."

„An was du alles denkst. Jetzt will ich aber erst mal meine Ruhe haben, sonst werde ich ja nie gesund."

Er schloss die Augen und legte vorsichtig den Kopf zur Seite.

„Sag der Schwester, sie soll mir noch was zu trinken bringen."

„Gut, Willi, ich geh dann jetzt."

Sie drückte noch mal ganz fest seine Hand, gab ihm ausnahmsweise sogar einen Kuss und wandte sich zur Tür.

„Ach, bevor du gehst …"

Willi versuchte den Kopf anzuheben, ließ ihn aber gleich wieder in das Kissen fallen.

„Ja, was denn?"

„Wenn ich hier raus komme, will ich von diesem ganzen Zeug nichts mehr sehen in unserem Caravan."

 

.. Folge 23 ..

© Renate Hupfeld

 
 

 Copyright © 2005
  Stand: 30.07.2007