...
und blieb in der geöffneten Tür stehen. Die beiden standen vor Don
Ventos Box und bemerkten ihn gar nicht. Lupo schlich heran, stupste ihn
mit der feuchten Nase an der Hand und schlich wieder zurück.
„Hast
du dir denn auch schon überlegt, wie wir ihn aus diesem beschissenen
Krankenhaus herauskriegen? Wo ist er überhaupt?"
Das
war ja unglaublich. Was wurde denn da gespielt? Giovanni ging einen
Schritt zurück und lehnte die Tür vorsichtig wieder an, aber nur so
weit, dass er das Gespräch mithören konnte.
„Elbe
Kliniken Stade, wo sonst? Von hier aus karren sie doch alle dort hin. In
der Chirurgie wird er sein."
Diese
Heuchlerin. Und dieses miese Schwein, das sich sein Stallmeister nannte.
Giovanni ballte die Fäuste. Doch er musste sich zwingen ruhig zu bleiben.
Das war der Augenblick der Wahrheit, den durfte er sich nicht kaputt
machen. So blöd war er ja wohl nicht.
„Und
wie willst du ihn da raus kriegen? Vielleicht will er gar nicht."
„Er
wird freiwillig mitgehen."
„Hast
du dafür etwa auch ein Mittelchen parat?"
„Mittelchen
ist gut. Tu doch nicht so, als hättest du noch nie was von Benzos
gehört. Die wirken wie ein Hammer, vor allem, wenn einer es nicht
gewöhnt ist."
„Sind
das diese Tranquilizer?"
„Klar,
Mann."
„Dann
musst du dich aber beeilen. Auch wenn die Formalitäten soweit klar sind,
gibt es noch eine Menge zu tun vor dem Start."
„Sag
ich doch. Bring mich also auf dem schnellsten Wege zu diesen Elbe
Kliniken."
Giovanni
hatte hinter dem Schuppen gewartet, bis Ruth und Alfredo das Gehöft
verlassen hatten. Den Schuppen hatten sie in der Hektik vergessen
abzuschließen. Don Vento streckte ihm freudig seinen Kopf entgegen. Er
strich ihm über die Nase. Zitterte das Tier oder war das seine Hand?
„Keine
Angst, mein Kleiner", flüsterte er. „Wir lassen uns nicht
unterkriegen."
In
der Küche brannte immer noch Licht. Er ging hinein. Alfredos Geldbörse
war nicht mehr da. Daran hatte dieser Schuft gedacht. Was war zu tun?
Seine Schwester in der Pizzeria. Der würde was dazu einfallen. Er griff
zum Telefon und steckte es gleich wieder in die Station. Aussichtslos.
Rositas Nummer hatte er im Handy gespeichert und das war mit Geldbörse
und Schlüssel im Krankenhaus geblieben.
Anstatt
zu Willi ging Hermas erster Blick auf das leere Nachbarbett.
„Ausgeflogen?
Ist wohl nicht so krank wie du. Dabei müsste er doch viel schwerer
verletzt sein, wenn man das hier liest."
Sie
hielt ihm einen Artikel aus der aktuellen Tageszeitung vor die Augen.
„Tu
weg, hat die Krankenschwester mir schon vorgelesen. Ist halt ein
durchtrainierter Bursche und bestimmt nicht das erste Mal beim Traben vom
Wagen gestürzt. Außerdem ist er weg."
„Wie
weg?"
„Entlassen."
„Ach,
was."
„Hat
sich selbst entlassen. Hals über Kopf. Nichts hat er mitgenommen. Aber
eigentlich war er auch ganz nett. Wir haben uns sogar ein bisschen
unterhalten. Giovanni heißt er."
Herma
stutzte.
„Giovanni?
Du, da fällt mir was zu ein."
Willi
machte eine abwehrende Handbewegung.
„Komm
mir nicht schon wieder mit deinem Detektivkram. Gestrichen voll hab ich
die Schnauze davon. Guck mich doch an. Überleg lieber, wie du mich wieder
auf die Beine kriegst. Das darf doch wohl alles nicht wahr sein."
Er
schloss die Augen und legte die Hand auf die Stirn. Warum konnte diese
Frau keine Ruhe geben? Hatte sie nicht bewiesen, dass sie als Detektivin
ungeeignet war?
„Mensch,
Herma. Das ist kein Job für dich. Giovanni hin, Giovanni her. Badetasche,
Amulett und was weiß ich nicht alles hättest du da lassen sollen, wo es
war. Nichts als Ärger hat es uns gebracht. Und Unglück obendrein."
Herma
hatte seine Hand genommen und die ganze Zeit gestreichelt.
„Hast
ja Recht, Mann. Ich hab wirklich alles falsch gemacht. Wären wir doch
gemütlich in der Pizzeria sitzen geblieben. Aber nein. Ungeschickt lässt
grüßen."
„Kapierst
du es endlich?"
„Ich
glaub schon, Willi. Und weißt du was?"
„Sag
an."
„Wenn
du hier raus bist, kriegst du als erstes Vanilleeis mit heißen Kirschen,
so heiß, wie du es dir nicht vorstellen kannst."
„An
was du alles denkst. Jetzt will ich aber erst mal meine Ruhe haben, sonst
werde ich ja nie gesund."
Er
schloss die Augen und legte vorsichtig den Kopf zur Seite.
„Sag
der Schwester, sie soll mir noch was zu trinken bringen."
„Gut,
Willi, ich geh dann jetzt."
Sie
drückte noch mal ganz fest seine Hand, gab ihm ausnahmsweise sogar einen
Kuss und wandte sich zur Tür.
„Ach,
bevor du gehst …"
Willi
versuchte den Kopf anzuheben, ließ ihn aber gleich wieder in das Kissen
fallen.
„Ja,
was denn?"
„Wenn
ich hier raus komme, will ich von diesem ganzen Zeug nichts mehr sehen in
unserem Caravan."
..
Folge 23 ..