Ferieninsel Krautsand - 18 -

 

 

 

 

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Als Willi zu sich kam, blendete ihn grelles Licht. Er blinzelte, wollte den Kopf heben, sich umsehen, da zog ein scharfer Schmerz vom Hinterkopf durch den Nacken.

„Pst, nicht bewegen", sagte eine Krankenschwester.

„Was ist passiert?"

„Das wollten wir Sie gerade fragen. Ein Fischer hat Sie neben Ihren Wagen gefunden und uns zum Glück gleich angerufen. Das war knapp."

Willi zuckte und wieder raste der Schmerz durch seinen Kopf.

„Wir haben den Schädelbasisbruch sofort operiert. Ruhen Sie Sich noch ein wenig aus, dann kommen Sie auf Ihr Zimmer. Wen sollen wir anrufen?"

Willi versuchte sein Gehirn anzustrengen und zu verstehen. Herma. Wo war Herma? War sie schon zurück? Das Auto. Fetzen von Bildern, das matschige Gefühl unter den Sohlen, Gewitterböen, aber es ergab alles keinen Sinn. Wo war er?

„Herma", stotterte er.

Inzwischen war ein Arzt dazu gekommen, der ihm die Augen aufriss und gleichzeitig den Puls fühlte.

„Wie heißen Sie?"

Willi brachte kein Wort heraus.

„Welchen Tag haben wir? Welche Jahreszeit?"

Panik machte sich in ihm breit. Der Schmerz pochte in den Schläfen, gleichzeitig wurde sein Hemd feucht vor Schweiß.

„Wir lassen Sie jetzt erst einmal schlafen", lenkte der Arzt ein. „Aber nachher will die Polizei mit Ihnen sprechen. Lange kann ich sie nicht davon abhalten."

Mit ernstem Gesicht wendete sich der Arzt zur Schwester, flüsterte ihr etwas ins Ohr und notierte etwas auf einem Krankenblatt.

Die Antwort der Schwester war deutlich zu verstehen:

„Wir können ihn in Zimmer 253, zum Italiener legen."

Willi döste, mal wurde er ganz wach und sah durch die Fenster strahlenden Sonnenschein. Unwillkürlich drehte er sich weg und dämmerte wieder dahin. Er träumte von Forken, die von oben auf ihn niederprasselten. Von einer verkohlten Pizza, die ihm Herma aus der Hand schlug und dazu schrie: „Vorsicht!" Da wachte er auf und klingelte.

„Ich weiß jetzt wie ich heiße, und wo Sie meine Frau finden können!"

Hinter der Schwester zwängte sich Herma ins Zimmer, stürzte an sein Bett. Eh sie angekommen war, schrie sie kurz auf und griff an ihr Handgelenk. Dann umarmte sie ihn ohne ein weiteres Wort zu sagen, die Gute. Es war lange, lange her, dass Willi sich so gefreut hatte, seine Herma zu sehen und richtig ein bisschen stolz auf sie war. Sie war eben doch anders als diese ganzen Weiber, die nur tratschten und gurrten. Sie wusste wann man besser ohne Worte handelte.

Sie legte einen Finger auf die Lippen und deutete zum Nachbarbett. Dort lag am rechten Bein, an einer Schulter und am Kopf verbunden der Italiener vom Pferdetransport.

Sofort fiel Willi auch alles andere ein. Der lästige Restaurantbesuch, Hermas abrupter Aufbruch, das Auto und der Schlag.

Viel zu laut, wie er zu spät bemerkte, rief er „Siehst du wie weit deine Detektivspielereien mich gebracht haben? Hörst du jetzt damit auf?" Dazu krallte er sich in Hermas Handgelenk fest.

„Du hast recht, Du hast recht. Sei bloß still", antwortete sie und deutete wieder auf den Italiener der anscheinend immer noch schlief. Sie drückte Willi auf sein Kissen zurück.

„Ich habe dir Sachen zum Wechseln mitgebracht und eine paar Zeitschriften, die du so gerne magst."

„Ich will nur schlafen." Willi beobachtete den Italiener. Herma hatte recht, er drückte die Augen zu fest zusammen.

Ob er derjenige war, welcher? War in der Nacht doch noch mehr passiert, hatte er gekämpft bevor er bewusstlos geworden war? Dann hätten sie sie wohl nicht auf ein Zimmer gelegt.

Willi flüsterte: „Ich will in ein anderes Zimmer."

Herma stand auf, gab ihm einen Kuss auf die Stirn.

„Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist." Sie zwinkerte ihm zu und verließ das Zimmer.

 

.. Folge 19 ..

© Tine Sprandel

 
 

 Copyright © 2005
  Stand: 26.07.2007