Als
Willi zu sich kam, blendete ihn grelles Licht. Er blinzelte, wollte den
Kopf heben, sich umsehen, da zog ein scharfer Schmerz vom Hinterkopf durch
den Nacken.
„Pst,
nicht bewegen", sagte eine Krankenschwester.
„Was
ist passiert?"
„Das
wollten wir Sie gerade fragen. Ein Fischer hat Sie neben Ihren Wagen
gefunden und uns zum Glück gleich angerufen. Das war knapp."
Willi
zuckte und wieder raste der Schmerz durch seinen Kopf.
„Wir
haben den Schädelbasisbruch sofort operiert. Ruhen Sie Sich noch ein
wenig aus, dann kommen Sie auf Ihr Zimmer. Wen sollen wir anrufen?"
Willi
versuchte sein Gehirn anzustrengen und zu verstehen. Herma. Wo war Herma?
War sie schon zurück? Das Auto. Fetzen von Bildern, das matschige Gefühl
unter den Sohlen, Gewitterböen, aber es ergab alles keinen Sinn. Wo war
er?
„Herma",
stotterte er.
Inzwischen
war ein Arzt dazu gekommen, der ihm die Augen aufriss und gleichzeitig den
Puls fühlte.
„Wie
heißen Sie?"
Willi
brachte kein Wort heraus.
„Welchen
Tag haben wir? Welche Jahreszeit?"
Panik
machte sich in ihm breit. Der Schmerz pochte in den Schläfen,
gleichzeitig wurde sein Hemd feucht vor Schweiß.
„Wir
lassen Sie jetzt erst einmal schlafen", lenkte der Arzt ein. „Aber
nachher will die Polizei mit Ihnen sprechen. Lange kann ich sie nicht
davon abhalten."
Mit
ernstem Gesicht wendete sich der Arzt zur Schwester, flüsterte ihr etwas
ins Ohr und notierte etwas auf einem Krankenblatt.
Die
Antwort der Schwester war deutlich zu verstehen:
„Wir
können ihn in Zimmer 253, zum Italiener legen."
Willi
döste, mal wurde er ganz wach und sah durch die Fenster strahlenden
Sonnenschein. Unwillkürlich drehte er sich weg und dämmerte wieder
dahin. Er träumte von Forken, die von oben auf ihn niederprasselten. Von
einer verkohlten Pizza, die ihm Herma aus der Hand schlug und dazu schrie:
„Vorsicht!" Da wachte er auf und klingelte.
„Ich
weiß jetzt wie ich heiße, und wo Sie meine Frau finden können!"
Hinter
der Schwester zwängte sich Herma ins Zimmer, stürzte an sein Bett. Eh
sie angekommen war, schrie sie kurz auf und griff an ihr Handgelenk. Dann
umarmte sie ihn ohne ein weiteres Wort zu sagen, die Gute. Es war lange,
lange her, dass Willi sich so gefreut hatte, seine Herma zu sehen und
richtig ein bisschen stolz auf sie war. Sie war eben doch anders als diese
ganzen Weiber, die nur tratschten und gurrten. Sie wusste wann man besser
ohne Worte handelte.
Sie
legte einen Finger auf die Lippen und deutete zum Nachbarbett. Dort lag am
rechten Bein, an einer Schulter und am Kopf verbunden der Italiener vom
Pferdetransport.
Sofort
fiel Willi auch alles andere ein. Der lästige Restaurantbesuch, Hermas
abrupter Aufbruch, das Auto und der Schlag.
Viel
zu laut, wie er zu spät bemerkte, rief er „Siehst du wie weit deine
Detektivspielereien mich gebracht haben? Hörst du jetzt damit auf?"
Dazu krallte er sich in Hermas Handgelenk fest.
„Du
hast recht, Du hast recht. Sei bloß still", antwortete sie und
deutete wieder auf den Italiener der anscheinend immer noch schlief. Sie
drückte Willi auf sein Kissen zurück.
„Ich
habe dir Sachen zum Wechseln mitgebracht und eine paar Zeitschriften, die
du so gerne magst."
„Ich
will nur schlafen." Willi beobachtete den Italiener. Herma hatte
recht, er drückte die Augen zu fest zusammen.
Ob
er derjenige war, welcher? War in der Nacht doch noch mehr passiert, hatte
er gekämpft bevor er bewusstlos geworden war? Dann hätten sie sie wohl
nicht auf ein Zimmer gelegt.
Willi
flüsterte: „Ich will in ein anderes Zimmer."
Herma
stand auf, gab ihm einen Kuss auf die Stirn.
„Ich
weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist." Sie zwinkerte ihm zu und
verließ das Zimmer.
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Folge 19 ..