Giovanni
stieß er einen langen monotonen Laut aus. Er lockerte die Zügel, um das
Tempo zu drosseln. Sein Pferd galoppierte weiter als spüre es nichts, als
gäbe es nur noch ihn auf Krautsand.
Was
war nur in ihn gefahren?
Schweißperlen
sammelten sich auf Giovannis Stirn. Er hatte sich sicher gefühlt. Zu
sicher. Es war idiotisch gewesen, direkt vom Hof mit dem Sulky zu fahren.
Die verdammten Weiber. Sie brachten den Ärger. Wenn nicht Rolf Becker …
Giovanni
peilte die Umgebung an. Gestrüpp und Moor. Keine Chance Don Vento dorthin
zu lenken.
„Ruhig,
Don Vento, Ruhig." Der Traber warf seinen Kopf ein weiteres Mal hoch
und ein gerissener Riemen klatschte gegen sein linkes Auge. Er wieherte
auf und seine Hufen donnerten nun noch schneller über den Asphalt.
Giovanni nahm die Zügel kurz ran und gab wieder Leine.
Don
Ventos schwarze Mähne peitschte im Wind und er rannte weiter, einer
gefährlichen Freiheit entgegen.
Die
Sträucher sausten an ihnen vorbei. Der Wind nahm zu und trug zu ihnen den
Geruch des Elbwassers.
„Madonna,
bitte!" Giovanni warf einen Blick zum dunkel bewölkten Himmel und
bekreuzigte sich in Gedanken. Wenn Don Vento sich verletzte, dann konnte
er nicht zurück. Unmöglich. Graziano, sein ganzer Clan, und Ruth. Sie
hätte Recht gehabt. Verdammt, noch mal. Dieses eine Rennen, hatte er
versprochen. Noch dieses. Er wusste, dass er es gewinnen konnte und dann
wäre Schluss. Endgültig.
Don
Ventos Rücken hob und senkte sich im schneller werdenden Rhythmus.
Von
links sah Giovanni etwas Schwarzes auf die Kreuzung zurasen.
„Haaalt."
Giovanni schrie und riss am rechten Zügel. Der Fahrer hupte, Reifen
quietschten und es roch nach Gummi.
Das
Rad des Sulky knallte gegen die Stoßstange. Ein Eisenstück flog durch
die Luft. Der Wagen brach ein. Giovanni schleuderte gegen die Motorhaube
und Don Vento riss mit den Riemen Giovannis Arme nach vorne. Das Leder
glitt durch die Hände. Die Haut brannte und wie eine Stichflamme fuhr der
Schmerz in Giovannis rechte Hand.
Ein
weiterer Ruck. Giovanni schrie auf und ließ die Zügel fallen.
Don
Vento beschleunigte mit dem zerbrochenen Wagen Richtung Elbe. Es rumpelte
und knackste. Dann wurden sie leiser, die Schläge der Tritte. Giovanni
hörte noch das Wiehern, hob den Kopf und dann verlor er vor seinen Augen
das Bild.
„Es
kommt gleich der Krankenwagen. Bleiben Sie ruhig liegen." Die Stimme
klang dunkel und besorgt.
„Das
Pferd?" Giovanni stützte sich ab, um aufzustehen.
Sanft
drückte der blonde Haarschopf ihn zurück. „Es ist weg mit samt dem
Wagen."
Giovanni
stöhnte auf. Das war´s. Dann konnte er gleich sterben.
..
Folge 18 ..