Ferieninsel Krautsand - 17 -

 

 

 

 

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Giovanni stieß er einen langen monotonen Laut aus. Er lockerte die Zügel, um das Tempo zu drosseln. Sein Pferd galoppierte weiter als spüre es nichts, als gäbe es nur noch ihn auf Krautsand.

Was war nur in ihn gefahren?

Schweißperlen sammelten sich auf Giovannis Stirn. Er hatte sich sicher gefühlt. Zu sicher. Es war idiotisch gewesen, direkt vom Hof mit dem Sulky zu fahren. Die verdammten Weiber. Sie brachten den Ärger. Wenn nicht Rolf Becker …

Giovanni peilte die Umgebung an. Gestrüpp und Moor. Keine Chance Don Vento dorthin zu lenken.

„Ruhig, Don Vento, Ruhig." Der Traber warf seinen Kopf ein weiteres Mal hoch und ein gerissener Riemen klatschte gegen sein linkes Auge. Er wieherte auf und seine Hufen donnerten nun noch schneller über den Asphalt. Giovanni nahm die Zügel kurz ran und gab wieder Leine.

Don Ventos schwarze Mähne peitschte im Wind und er rannte weiter, einer gefährlichen Freiheit entgegen.

Die Sträucher sausten an ihnen vorbei. Der Wind nahm zu und trug zu ihnen den Geruch des Elbwassers.

„Madonna, bitte!" Giovanni warf einen Blick zum dunkel bewölkten Himmel und bekreuzigte sich in Gedanken. Wenn Don Vento sich verletzte, dann konnte er nicht zurück. Unmöglich. Graziano, sein ganzer Clan, und Ruth. Sie hätte Recht gehabt. Verdammt, noch mal. Dieses eine Rennen, hatte er versprochen. Noch dieses. Er wusste, dass er es gewinnen konnte und dann wäre Schluss. Endgültig.

Don Ventos Rücken hob und senkte sich im schneller werdenden Rhythmus.

Von links sah Giovanni etwas Schwarzes auf die Kreuzung zurasen.

„Haaalt." Giovanni schrie und riss am rechten Zügel. Der Fahrer hupte, Reifen quietschten und es roch nach Gummi.

Das Rad des Sulky knallte gegen die Stoßstange. Ein Eisenstück flog durch die Luft. Der Wagen brach ein. Giovanni schleuderte gegen die Motorhaube und Don Vento riss mit den Riemen Giovannis Arme nach vorne. Das Leder glitt durch die Hände. Die Haut brannte und wie eine Stichflamme fuhr der Schmerz in Giovannis rechte Hand.

Ein weiterer Ruck. Giovanni schrie auf und ließ die Zügel fallen.

Don Vento beschleunigte mit dem zerbrochenen Wagen Richtung Elbe. Es rumpelte und knackste. Dann wurden sie leiser, die Schläge der Tritte. Giovanni hörte noch das Wiehern, hob den Kopf und dann verlor er vor seinen Augen das Bild.

„Es kommt gleich der Krankenwagen. Bleiben Sie ruhig liegen." Die Stimme klang dunkel und besorgt.

„Das Pferd?" Giovanni stützte sich ab, um aufzustehen.

Sanft drückte der blonde Haarschopf ihn zurück. „Es ist weg mit samt dem Wagen."

Giovanni stöhnte auf. Das war´s. Dann konnte er gleich sterben.

 

.. Folge 18 ..

© Sonja B.-Hoffmann

 
 

 Copyright © 2005
  Stand: 30.07.2007