Ferieninsel Krautsand - 14 -

 

 

 

 

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Ziellos fuhr Giovanni durch den Ort. War es Zufall, dass die Camperin neuerdings ständig in seiner Nähe auftauchte? Er mochte diese Art Frauen nicht. Zu sehr erinnerte sie ihn an seine Kinderzeit in einem der ärmeren Stadtviertel Perugias. An die Tratschweiber, die in den engen Gassen herumsaßen. Drall, neugierig, schlicht im Geiste. Er dankte der Mutter Gottes, dass er diese Zeit hinter sich lassen konnte. An der Küste Kampaniens hatte sein Leben erst richtig begonnen.

Giovanni ließ Drochtersen hinter sich. Er trat auf das Gaspedal, der Wagen beschleunigte. Viel zu schnell brauste er über die Landstraße, die Richtung Stade führte. Doch das war ihm egal.

In den letzten Wochen ging sowieso alles schief. Genau genommen seit dem Streit mit Ruth. Giovanni lehnte sich an die Kopfstütze, die Ellenbogen durchgedrückt. Er vermisste sie. Besonders ihr Lächeln, das immer ein wenig spöttisch wirkte. So als würde sie über ihn lachen. Und den edlen Duft von Prada, den sie verströmte. Nicht zuletzt ihre Klugheit. Sie forderte ihn heraus, weckte seinen Ehrgeiz. Er brauchte sie.

Wenn Lupo hier war, konnte Ruth nicht weit weg sein. Wieso reagierte sie nicht auf seine Anrufe? Oder kam zum Hof? Dies war schließlich nicht ihr erster Streit. So unversöhnlich wie dieses Mal kannte er sie nicht. Er seufzte. Bis zum Rennen fehlte ihm die Zeit, nach ihr zu suchen, um die Dinge zu klären. Don Vento benötigte Training. Trotz des Medikaments. Plötzlich schlug Giovanni mit dem Handballen mehrfach auf das Lenkrad.

„Maledetto!" Das Medikament. Er war ein solcher Idiot. Setzte diese neugierige Person in den Stall. Dahin, wo der Koffer mit dem Doping-Mittel stand. Genauso gut hätte er ihr sofort eine Gewinnbeteiligung anbieten können.

„Alfredo wird mich umbringen." Giovanni raste zurück nach Drochtersen. Als er in die Seitenstraße bog, die zum Hof führte, stand der Wagen der Camperin noch immer am Straßenrand. Langsam fuhr er näher. Er sah die Frau hinter dem Lenkrad sitzen. Wartete sie etwa immer noch darauf, abgeholt zu werden?

„Merda." Giovanni legte den Rückwärtsgang ein und fuhr in die Parallelstraße. Er parkte und ging den steilen Dünenweg zu Fuß hoch.

Als erstes schaute er in den Stall. Don Vento streckte den Kopf über die Stalltür und schnaubte.

„Na, mein Alter." Der Koffer stand unberührt an der Stelle, an der er ihn zurückgelassen hatte. Giovanni warf einen prüfenden Blick hinein.

Nichts fehlte. Erleichtert atmete er aus.

„Dann komm, an die Arbeit." Er legte dem Hengst das Trainingsgeschirr an. Sofort tänzelte Don Vento auf der Stelle.

„Ruhig, Alter. Gleich kannst du laufen." Giovanni spannte ihn an, setzte sich auf den Sulky, schnalzte kurz und das Pferd setzte sich in einem zackeligen Schritt Richtung Elbstrand in Bewegung.

Auf einmal ertönte dicht hinter ihnen lautes Hupen.

„Hallo, können Sie mir mal helfen!"

Don Vento riss den Kopf hoch, sprang nach vorne und galoppierte panisch die Straße entlang.

 

.. Folge 15 ..

© Marion Pletzer

 
 

 Copyright © 2005
  Stand: 04.08.2007