Als
die Tür des Gehöfts mit einem lauten Krachen aufschlug, tat Herma
reflexhaft einen Schritt zurück. Mit dem linken Fuß trat sie in eine
Untiefe und verlor das Gleichgewicht. Sie knickte um; mit einem
Aufstöhnen streckte sie die Arme aus. Aber da war nichts, woran sie sich
festhalten konnte; nur niedriges Gras.
Sie
stürzte zur Seite, versuchte, sich mit der rechten Hand abzufangen - und
dieses Mal konnte sie einen Aufschrei überhaupt nicht mehr unterdrücken.
Schmerz schoss bis zum Ellenbogen hoch, während gleichzeitig ihr
Fußgelenk zu pochen begann. Warum hatte sie die elegante Dame spielen und
hohe Pumps anziehen müssen? „Herma, du bist ein eitles Huhn!" Sie
schimpfte laut über sich, ohne daran zu denken, dass man sie vielleicht
hören konnte.
Sie
setze sich bedächtig ins Gras und hob langsam den schmerzenden Arm gegen
das Mondlicht. Das Handgelenk wirkte merkwürdig verkantet. Wie gut, dass
sie Linkshänderin war; sonst wäre dies wohl das Ende ihres Urlaubs.
Vorsichtig drückte sie den Arm gegen ihren Bauch, stützte sich mit der
anderen Hand ab und wollte aufstehen.
Mühsam
gelangte sie auf die Knie, verharrte dann einen Moment, bevor sie ganz
aufstand. Als sie den linken Fuß aufsetzte, durchzuckte sie erneut ein
stechender Schmerz.. Wieder ließ sie sich auf den Hintern fallen. Sie
bräuchte eine Stütze, einen Stock oder etwas Ähnliches.
Plötzlich
tauchte einer der Italiener von dem Pferdetransport in ihrem Gesichtsfeld
auf. Herma ließ die Schultern sinken.
„Sie
schon wieder, Signora?" Nach zwei weiteren Schritten beugte er sich
über sie. „Was machen Sie hier?"
„Ich
..." Herma streckte ihm die rechte Hand entgegen. „Helfen Sie mir
auf, bitte."
„Scusi?"
Sie
stützte die Hand auf und richtete sich etwas auf. „Ich bin spazieren
gegangen. Und bin gestürzt."
Er
blickte an ihr entlang. „In den Schuhen?"
„Eben!
Ich habe mir den Fuß verstaucht." Wieder streckte sie ihm die
unverletzte Hand entgegen.
Zu
ihrer Verwunderung blickte er zum Haus zurück. Er schien zu zögern; doch
dann packte er sie an der Hand, schob seinen Arm unter ihre Achseln und
zog sie hoch. „Ich kann Ihnen nicht helfen."
Herma
versuchte, den linken Fuß zu belasten. Wie ein Feuerstoß kam der
Schmerz; stöhnend lehnte sie sich gegen den Italiener und biss sich auf
die Unterlippe.
Wieder
blickte er sich um. „Ich bringe Sie in den Stall. Dann können sie
gehen, sobald Sie wieder laufen können." Er hakte sie unter. „Aber
klauen Sie mein Pferd nicht."
„Bringen
Sie mich nach Drochtersen. Sie haben doch ein Auto."
„Nein."
..
Folge 13 ..