Er
beobachtete die beiden noch kurz, schloss die Tür und schaute sich um.
Alfredo
hatte den Koffer samt Inhalt weggeräumt. Der Duft von Knoblauch stieg ihm
in die Nase. Sein Magen knurrte. Giovanni ahnte, dass jetzt ein längeres
Gespräch folgen würde. Er drehte den Herd ab, packte Lupo und schob in
durch die Tür ins Nebenzimmer.
„Du
hältst jetzt dein Maul, sonst mache ich Hundewurst aus dir, verstanden?
Lupo
wedelte mit seinem kurzen Schwanz, machte kehrt und legte sich zu einem
kleine Päckchen zusammengerollt in die Ecke. Seine Schnauze schob er
winselnd unter seine Pfoten.
„Ruhig!",
ermahnte ihn noch mal Giovanni mit einem Schmunzeln, dann schloss er leise
die Tür.
Jemand
schlug bereits gegen den Eingang. Die Bretter bebten.
„Si,
ich komme!"
Giovanni
öffnete und starrte in ein braungebranntes Gesicht. Dunkle Augen
funkelten ihm entgegen. Giovanni trat einen Schritt nach hinten, machte
eine galante Verbeugung und eine Geste, dass Paul Becker eintreten sollte.
„Buon
giorno, Signor Becker. Was verschafft mir die Ehre, den größten
Bauunternehmer in meinem bescheidenen Reich begrüßen zu dürfen."
Giovanni
warf seinem Schwager einen wütenden Blick zu und strahlte dann Becker
wieder an. „Ich koche gerade. Auch eine Pasta?" Er zog einen Stuhl
unter dem Tisch hervor.
„Lassen
Sie das. Wo ist Francesca."
„Warum
fragen Sie das ausgerechnet mich, Signor Becker."
Giovanni
atmete durch. Er steckte seine Hände in die Jackentasche, um seinem
Schwager nicht eine reinzuschlagen. Warum schleppte er diesem
aufgeblasenen Typen hierher.
Becker
machte keine Anstalten, sich zu setzen. „Francesa ist zu Ihnen gefahren.
Etwas klären, wie sie behauptete. Drei Tage sagte sie und das war vor
einem Monat."
„Francesca
war nicht bei mir."
"Lügen Sie nicht!" Paul Becker packte Giovanni am Kragen. „Ich
bringe Sie um, wenn Sie nicht …" Beckers Gesicht berührte fast das
von Giovanni.
Giovanni
spannte seinen Oberkörper an, packte Beckers Hand und riss sie von seinem
Kragen weg nach unten. Seine Mundwinkeln zuckten. Er schluckte und presste
dann zwischen seinen Zähnen hervor: „Lassen sie das. Francesca hat
vielmehr einen Grund, Sie anzulügen."
Becker
stieß hörbar den Atem durch die Nase aus. Er musterte jeden Winkel in
Giovannis Gesicht. „Hat Sie einen anderen?"
„Wäre
es ein Wunder, Signor Becker?"
„Halten
sie ihr italienisches Mundwerk."
Der
Wirt Galotti, der alles vom Eingang her beobachtet hatte, drängte sich
zwischen die Beiden. „Herr Becker, ich sagte es doch, Giovanni weiß
nicht wo Francesca steckt."
Becker
starrte über den Alten hinweg weiter Giovanni an, als könnte er in
dessen Augen die Antwort auf seine Fragen lesen.
„Herr
Becker, kommen sie", versuchte es Galotti nochmals.
„Du
bist der Schweinehund.", stieß Becker hervor. „ Immer sprach sie
von dir." Er hob seine Stimme an: „Giovanni hat wieder gewonnen.
Giovanni startet in Rom, da müssen wir hin. Giovanni hat den Preis
soundso. Giovanni, Giovanni, Giovanni."
„Ich
habe nichts mit Francesca und ich hatte nichts mit ihr. Sie ist das
netteste Mädchen von Umbrien und das hat sich seit unserer Schulzeit
nicht geändert. Aber was erzähle ich Ihnen das. Gehen Sie. Sofort."
Der
Wirt zog an Beckers Ärmel Richtung Tür. Becker machte einen Schritt
rückwärts, folgte aber dann doch Galotti.
„Wir
sprechen uns noch, mein lieber Schwager!", rief Giovanni ihnen
hinterher. Er wandte sich ab, lief zu Herd und stellte die Platte wieder
an. Das Fett zischte. Kleine Bläschen umspielten den Knoblauch.
Giovanni
schüttelte den Kopf. „Seit einem Monat verschwunden. Merkwürdig."
Wie auf Kommando machte sich Lupo bemerkbar.
„Schon
gut, Lupo." Giovanni ließ den Hund ins Zimmer. Er sprang freudig an
ihm hoch. „Was meinst du? Weiß dein Frauchen, wo Francesca steckt?
Wäre ein guter Grund, mit ihr zu telefonieren, allerdings..."
Giovanni hielt inne. „ …wenn du hier bist, dann könnte Ruth …"
Giovanni schnappte die Schlüssel und verließ den Hof."
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Folge 12 ..