Das Trommeln wurde immer
lauter, bis es in Hermas Traum eindrang. Sie drehte sich um, zog die Decke
über den Kopf, aber das Geräusch ließ sie nicht mehr einschlafen. Sie
zog die Gardine zur Seite. Draußen wurde es trotz des Regens etwas
heller. An ihren Geranien sah sie noch einzelne rote Punkte, auf dem Boden
darunter lagen die übrigen Blütenblätter. Sie hätte doch lieber die
fleißigen Lieschen nehmen sollen.
Willis Schnarchen setzte
kurz aus, um dann mit unverminderter Lautstärke fortzufahren.
Herma seufzte. Vielleicht
sollten sie in ihre Wohnung nach Pinneberg zurückfahren, statt auf dem
Campingplatz einzuregnen.
Als sie es im Bett nicht
mehr aushielt, stand sie leise auf, griff sich ihr Kleid und verließ den
Wohnwagen. Im Vorzelt zog sie sich an, dann setzte sie sich an den Tisch
und schrieb eine Einkaufsliste. Damit hätten sie den Vormittag genug zu
tun. Sie hörte ein Auto wegfahren. Sieben Uhr, Heinrich fuhr zur Arbeit.
Es war immer noch nicht hell, draußen war alles grau in grau. Wie gut,
dass sie nicht zu Depressionen neigte. Statt dessen schälte sie
Kartoffeln und als Willi aufwachte, war der Kaffee schon gekocht und der
Frühstückstisch gedeckt.
„Spaziergehen macht bei
diesem Wetter keinen Spaß“, knurrte Willi.
„Wir müssen sowieso erst
einmal in Drochtersen einkaufen. Und heute Nachmittag ist es bestimmt
wieder schön.“ Herma strich sich Marmelade auf ihr Brötchen.
Leider war das Wetter nach
dem Mittagessen immer noch nicht besser. Das Geschirr war abgewaschen, der Wohnwagen glänzte und die Bildzeitung
hatten sie vollständig gelesen.
Herma holte sich ihre Häkelarbeit
hervor. Willi sortierte seine Angelausrüstung.
„Willi, spielen wir Skat?
Zum Angeln ist es zu mistig.“ Kurt schaute bei ihnen vorbei.
„Heinrich
ist noch auf der Arbeit.“
„Herma kann ja mitspielen.
Christel strickt für unser Enkelkind, die ist beschäftigt.“
„Und ich häkele.“ Herma
hielt den Puppenrock hoch, der demnächst eine Klopapierrolle verdecken
sollte.
„Davon hast du schon so
viele hergestellt, auf die eine kommt es nicht an“, knurrte Willi. Er
stand auf und suchte die Karten heraus.
Eine Stunde später hatte
Herma noch kein einziges Spiel gespielt, sich aber Willis Ärger
zugezogen.
„Warum spielst du nicht
die Zehn? Das As ist schon gefallen“, schimpfte Willi. Er schaute aus
dem Fenster. „Der Regen hat nachgelassen, wir können doch noch mit der
Angel losgehen.“ Er warf die Karten auf den Tisch.
Mit Regenjacken und
Gummistiefeln stapften die Männer zum Kotterbachsee. Herma begleitete
sie, ein Spaziergang würde ihr wohl tun. Selbst bei Regen. Am See trennte
sie sich von den Männern und ging weiter. Ein Hund sprang auf sie zu, ließ
sich streicheln und lief dann weiter zu den Büschen. Herma lief noch ein
Stückchen, dann drehte sie um. Der Hund war noch immer im Gebüsch beschäftigt.
Er zerrte an irgendetwas herum.
„Pfui, lass das“, rief
Herma.
...
Folge 2 ...
© Annette Paul