21. Dezember 2006

 

 

 

 

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Erid wachte früh am Morgen auf, weil er fror. Das Feuer war erloschen. Er stocherte in der Asche herum und fand noch etwas Glut, die er durch Pusten anfachte. Sobald eine Flamme aufloderte, schob er trockenes Moos hinein und als es brannte, Äste. Inzwischen war Samira aufgestanden und hatte Schnee in ihrem Topf gesammelt, den sie über dem Feuer erhitzte. 

Mit jedem Schluck wurde Erid wieder warm. Die Erlebnisse des Vortages drückten seine Stimmung. Schweigend aßen und tranken sie. Die Hoffnung der letzten Tage war verschwunden. Musste er wirklich alleine weiter? Bittend sah er Samira an, doch die schüttelte nur den Kopf. „Ich habe mein Ziel erreicht. Nimm das hier!“ Sie reichte ihm ihren Korb mit den Vorräten, den Kräutern und ihrem Topf.

„Das brauchst du selbst!“

„Nicht mehr.“ Sie lächelte verklärt. Ihm schien, als ob sie schon in einer anderen Welt weilte.

Sie half ihm, die Strickleiter hochzuziehen und Hope daran festzubinden. Gemeinsam ließen sie die Wölfin langsam in die Schlucht hinunter. Er schwieg, weil ihm die Worte des Dankes und des Abschieds fehlten. Schließlich packte Erid die Welpen in seinen Sack und hing ihn um seine Schulter. 

Samira umarmte ihn. „Du wirst dein Glück finden. Ich habe es in den Sternen gesehen. Folge Hope!“ 

„Bitte, komm mit!“

Sie schüttelte ihren Kopf, drehte sich um und verschwand im Wald. Eine Weile sah Erid ihr nach. Als Hope bellte, besann er sich und kletterte vorsichtig die Leiter hinunter. Mit einer Hand hielt er sich fest, in der anderen hielt er den Korb. Einmal verlor er fast den Halt, weil sein Sack ihn zu weit nach hinten zog. Im letzten Augenblick zog er sich an die Felswand zurück und balancierte die Strickleiter aus. Einen Augenblick wartete er, bis sich sein Herzschlag beruhigt hatten, dann tastete er sich weiter. Am Grund setzte er das Gepäck ab und befreite Hope. 

„Jetzt sind wir wieder allein.“ Er vergrub sein Gesicht in ihrem Fell. Am liebsten hätte er geschrieen. Er fühlte sich elend. Sollte er lieber umkehren und bei Samira bleiben? Die Welpen leckten seine Hände, da besann er sich, richtete sich auf und tätschelte sie. 

„Meine Gute, du musst mir tragen helfen.“ Er schnallte seinen Sack auf Hopes Rücken. Die Wölfin lief vornweg, gefolgt von den Welpen. Im Wald kamen sie gut voran. Doch am Waldsaum weitete sich die Schlucht und vor ihnen lag eine verschneite Ebene. Hope sprang trotz des Gepäcks weiter. Erid folgte, versank aber gleich beim ersten Schritt hüfttief. Hope kehrte um, stupste ihn an und lief zwei Schritte zur Seite. Dort begann sie zu scharren. Erid befreite sich, nur um gleich wieder einzusinken. Schließlich erreichte er Hope und sah, was sie entdeckt hatte: Samiras Schneeschuhe. Sie musste sie schon in der Nacht hierher gebracht haben. Ihm kamen die Tränen. So einsam wie jetzt hatte er sich nur nach Irins Verlust gefühlt. 

Mit den Schneeschuhen kam er besser voran. Er folgte Hope, ohne sich zu fragen, wohin sie lief. Langsam glaubte er an Wunder. Gegen Mittag schwand mit seiner Kraft auch seine Hoffnung. Er kam immer langsamer voran, verlor Samiras Laufrhythmus. Hope schaute ihn ein paar Mal fragend an. Schließlich blieb sie stehen, drehte sich um ihre Achse, legte sich hin und rollte sich ein.

„Du willst eine Pause machen?“ Er setzte sich neben sie und kramte einige Speckseiten aus dem Korb, die er mit den Welpen teilte. Danach setzte er die Jungtiere auf seinen Schoß und wärmte seine Hände in ihrem Fell. Die Wölfin spitzte die Ohren. Erid lauschte und fühlte sich von der Melodie getröstet. Vor ihm leuchtete die Ebene rot.

..22.12..

© Annette Paul

 

 
 

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  Stand: 21.12.2006