20. Dezember 2006

 

 

 

 

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„Samira, was hast du getan?“, stammelte Erid.

Doch Samira blickte durch ihn hindurch. Die klaren Augen verloren ihren Glanz. Ihr Gesichtsausdruck war vollkommen ruhig und zufrieden. Gleichzeitig schien sie in sich zu versinken, wenn nicht sogar zusammenzufallen. 

Erid überkam eine heftige Angst. Wochenlang waren sie der Hoffnung nachgelaufen, hatten das Vertrauen gefunden -  er hatte das Vertrauen gefunden, doch wozu? Ein glanzvoller Augenblick und alles löste sich in dem Moder auf?

Was hatte der Geruch zu bedeuten? 

„Samira, wer ist vereint?“, fragte er.

Ein kindliches Erstaunen rüttelte Samira auf. 

„Du weißt nach wem ich gesucht habe“, antwortete sie.

„Aber was nützt es uns, wenn deine Enkelin mit den Monstern vereint ist! Auch wenn sie mit ihren Eltern zusammen sein kann, du hast die Kraft der Sterne verschenkt!“ Auf einmal war es Erid klar. Das hatte der Geruch nach Moder zu bedeuten: Sie versuchten nicht nur alle Menschen anzustecken, sondern auch die Hoffnung und das Vertrauen für ihre Zwecke zu missbrauchen!

„Samira, nimm die Steine, nimm sie noch mal.“

„Zu spät, Erid“, flüsterte Samira. Hope stupste sie an, schnüffelte dann an den Sternen, die genau in der Mitte, zwischen Samira und Erid lagen.

„Du musst es versuchen. Horch!“ Die Melodie der Sehnsucht erklang leise und verschwommen aus der Ferne. Aber nicht wie sonst aus einer einzigen Richtung, sondern von Norden, Süden, Westen, Osten, vom Himmel, aus der Erde drangen die geliebten Töne. Als ob die Luft nur noch aus vibrierenden Klängen bestände.

„Nein, mein Lieber, meine Zeit ist um. Mein Ziel erreicht. Geh du zur Strickleiter, nimm Hope und die Welpen mit, ich werde bleiben. Es ist an dir.“

„Das kannst du nicht von mir verlangen!“ Da fiel es Erid erst auf: woher wusste sie von der Strickleiter? Er hatte noch nichts erzählt. 

Samira lächelte. „Ich habe sie im Stern gesehen. Für diesen Weg bin ich zu alt, du musst allein weiter gehen.“ Sie beugte sich über Hope und grub ihre Nase in das Fell der Wölfin. Als sie sich wieder aufrichtete, schimmerten ihre Augen glasig. Dennoch wischte sie die Worte mit einer Handbewegung zur Seite, zerbröselte Kräuter in den Topf, der schon mit kochendem Wasser über dem Feuer hing. Sie stellte ihn zur Seite und zauberte aus den Tiefen des Korbes eine Handvoll Nüsse. 

„Wir sollten uns stärken. Morgen wird ein harter Tag.“

..21.12..

© Tine Sprandel

 

 
 

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  Stand: 20.12.2006