Die Schmerzen in ihrem Fuß vergingen. Sarah
fühlte weder ihre Finger, noch die Beine. Ihr gesamter Körper schien
gefühllos zu werden.
„Wie
ungerecht", sagte sie und schaffte es kaum, die Lippen zu bewegen.
Längst
vergangene Bilder erschienen vor ihrem inneren Auge. Lachend lag sie in
Aarons Armen, gemeinsame Spaziergänge durch Sommerwiesen, seine Küsse
auf ihren Lippen. Auf einmal fühlte sie sich genauso geliebt wie damals.
„Ach,
Aaron", hauchte sie, bevor ihr Bewusstsein schwand.
Stimmen.
Da waren doch Stimmen.
„Du
mit deiner Geheimniskrämerei. Ich habe dir gleich gesagt, dass das nicht
funktioniert."
„Sei
still. Das konnte doch keiner ahnen."
Sarah
öffnete langsam die Augen. Schummriges Licht umfing sie.
„Sie
kommt zu sich." Rachel beugte sich über sie und lächelte.
„Was
machen Sie denn für Sachen?"
„Ich
friere." Fürsorglich breitete Rachel eine weitere Decke über Sarah
aus und stopfte sie fest um ihren Körper.
„Das
wird bald besser. Sie wären da draußen fast erfroren."
„Ich
wollte zu Aaron."
„Aber
ich bin doch hier." Ein älterer Mann schob Rachel zur Seite und
setzte sich auf die Bettkante. Ungläubig schaute Sarah zu ihm auf.
Von
dem ehemals blonden, schulterlangen Haar war nur ein raspelkurzer, grauer
Kranz geblieben. Sein Gesicht wirkte runder als sie es in Erinnerung
hatte. Aber seine Augen leuchteten genauso wie früher.
Sarah
streckte ihre Hand unter der Decke hervor. Er ergriff sie und hielt sie
fest in den seinen.
„Wieso
bist du - ", begann sie.
„Du
musst dich erst ausruhen. Wir reden später."
Sarah
blinzelte mehrmals.
„Versprich
mir, nicht wieder zu verschwinden."
„Ich
verspreche es." Wie zur Bestätigung drückte er ihre Hand einmal
kurz, schob sie zurück unter die Decke und stand auf.
„Bis
nachher."
Sarah
schloss erschöpft die Augen. Bevor sie einschlief, betete sie im Stillen,
dass Aaron keine Einbildung gewesen war.