17. Dezember 2007

 

 

 

 

Home
Nach oben
Mitglieder
Veröffentlichungen
Schreibwerk-"zeug"
Disclaimer

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Frau am Herd sagte etwas und der Pastor legte seine Hand auf Sarahs Arm. „Lisa lädt Sie ein, mit uns zu essen, bevor Sie gehen.“

Sarah nickte. Wohin sollte sie gehen? ‚Zu Aaron natürlich’, antwortete ihr Herz. „Das willst du doch dein halbes Leben lang.’

Still löffelte sie den Griesbrei, während die beiden sich unterhielten. Immer wieder fiel Metas Name; dann plötzlich der von Aaron. Sarah sah auf, gepackt von ihrer Neugier.

„Aaron hat Lisa von Ihnen erzählt“, beantwortete der Pastor ihre stumme Frage. „Was haben Sie gemacht all die Jahre?“

Sarah lachte auf; aber es klang bitter. „Geträumt. Gehofft.“

„Das war nicht recht!“ Des Pastors Gesicht rötete sich und an der linken Schläfe wölbte sich die Ader hervor. „So haben Sie Ihr Leben vertan. Dazu hat Gott uns nicht in die Welt geschickt.“

„Seid fruchtbar und mehret euch. Meinen Sie das damit?“ Sarah schlug mit der Faust auf den Tisch und sprang auf. „Wie können Sie es wagen? Sie ... Sie haben den Mann, der sich mir versprochen hatte, mit einer anderen verheiratet.“

„Agnes hat einen Mann gebraucht.“

„Und ich nicht? - Dann habe ich mein Leben auch nicht vertan.“ Triumphierend riss sie ihre Tasche von der Stuhllehne und ging zur Tür. Zu schade, dass ihr kein triumphierender Abgang durch die profane Tätigkeit des Stiefel-anziehens ruiniert wurde.

Lisas Stimme klang perplex, aber Sarah dachte nicht daran, dem Pastor etwas zum Übersetzen zu geben. Sollte er sich doch ausdenken, was er wollte.

Es war schon wieder Nacht, aber die weiße Pracht des Schnee breitete ihre Helligkeit so weit aus, dass Sarah ein Stück des Weges erkannte. In der Ferne, aus der sie gekommen war, schimmerte ein einzelnes Licht. Aber in der anderen Richtung gab es mehrere und sie schienen näher. Sie erinnerte sich, auf der Karte eine Ortsbezeichnung gelesen zu haben; das musste es sein.

Was auch immer dort war; es konnte nicht langweiliger sein als bei Vilde herumzusitzen und zu warten. Sie zog den hohen Mantelkragen fester und schob den Schal bis zu den Augen hoch. Dann stapfte sie los.

..18.12..

© Annemarie Nikolaus

 
 

 Copyright © 2005
  Stand: 17.12.2007