Die
Frau am Herd sagte etwas und der Pastor legte seine Hand auf Sarahs Arm.
„Lisa lädt Sie ein, mit uns zu essen, bevor Sie gehen.“
Sarah
nickte. Wohin sollte sie gehen? ‚Zu Aaron natürlich’, antwortete ihr
Herz. „Das willst du doch dein halbes Leben lang.’
Still
löffelte sie den Griesbrei, während die beiden sich unterhielten. Immer
wieder fiel Metas Name; dann plötzlich der von Aaron. Sarah sah auf,
gepackt von ihrer Neugier.
„Aaron
hat Lisa von Ihnen erzählt“, beantwortete der Pastor ihre stumme Frage.
„Was haben Sie gemacht all die Jahre?“
Sarah
lachte auf; aber es klang bitter. „Geträumt. Gehofft.“
„Das
war nicht recht!“ Des Pastors Gesicht rötete sich und an der linken
Schläfe wölbte sich die Ader hervor. „So haben Sie Ihr Leben vertan.
Dazu hat Gott uns nicht in die Welt geschickt.“
„Seid
fruchtbar und mehret euch. Meinen Sie das damit?“ Sarah schlug mit der
Faust auf den Tisch und sprang auf. „Wie können Sie es wagen? Sie ...
Sie haben den Mann, der sich mir versprochen hatte, mit einer anderen
verheiratet.“
„Agnes
hat einen Mann gebraucht.“
„Und
ich nicht? - Dann habe ich mein Leben auch nicht vertan.“ Triumphierend
riss sie ihre Tasche von der Stuhllehne und ging zur Tür. Zu schade, dass
ihr kein triumphierender Abgang durch die profane Tätigkeit des
Stiefel-anziehens ruiniert wurde.
Lisas
Stimme klang perplex, aber Sarah dachte nicht daran, dem Pastor etwas zum
Übersetzen zu geben. Sollte er sich doch ausdenken, was er wollte.
Es
war schon wieder Nacht, aber die weiße Pracht des Schnee breitete ihre
Helligkeit so weit aus, dass Sarah ein Stück des Weges erkannte. In der
Ferne, aus der sie gekommen war, schimmerte ein einzelnes Licht. Aber in
der anderen Richtung gab es mehrere und sie schienen näher. Sie erinnerte
sich, auf der Karte eine Ortsbezeichnung gelesen zu haben; das musste es
sein.
Was
auch immer dort war; es konnte nicht langweiliger sein als bei Vilde
herumzusitzen und zu warten. Sie zog den hohen Mantelkragen fester und
schob den Schal bis zu den Augen hoch. Dann stapfte sie los.
..18.12..
©
Annemarie
Nikolaus