16. Dezember 2007

 

 

 

 

Home
Nach oben
Mitglieder
Veröffentlichungen
Schreibwerk-"zeug"
Disclaimer

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sarah war schon ganz erschöpft und durchgefroren, als sie ein Bauernhaus direkt unten am Fjord erreichte. Metas Haus hatte sie noch nicht entdecken können.

Sie klopfte an die Tür. Jemand rief etwas, was sie nicht verstand. Trotzdem trat sie ein.

Eine alte Frau stand am Herd und kochte Brei.

„Guten Tag, ich suche jemanden, der mir Auskunft über Meta geben kann", fragte Sarah.

Die Frau reagierte nicht. Stur rührte sie weiter in ihrem Brei.

„Hallo, I want to speak about Meta", sagte sie auf englisch. Noch immer bekam sie keine Antwort. Der Schnee an ihren Stiefeln taute ab und hinterließ Wasserlachen. Sie zog die Stiefel aus und lief auf Socken bis zum Tisch weiter. Dort zog sie ihren Mantel aus und setzte sich auf einen Stuhl.

Die Frau schenkte aus einem Topf Kaffee in einen Becher und stellte ihn vor Sarah hin.

„Vielen Dank!" Sarah lächelte sie an. Dann wärmte sie ihre Hände an dem Becher.

Ein Motorengeräusch ließ sie aus dem Fenster schauen. Ein Motorschlitten hielt vor dem Haus an und ein älterer Mann stieg ab und trat nach einem Klopfen ein.

Er wechselte ein paar Worte mit der Frau am Herd, dann setzte er sich zu Sarah an den Tisch.

„Unser Gast aus Deutschland!"

„Woher wissen Sie?"

„Na, dass ganze Dorf weiß, dass Rachel einen Gast mitgebracht hat." Der Mann lachte Sarah ins Gesicht. „Neuigkeiten verbreiten sich hier schnell. Auch dass sie Meta suchen und eine Freundin von Aaron sind."

„Ich möchte gern wissen, was aus Aaron geworden ist."

„Er lebt, wenn es Sie beruhigt. Aber er hat sein eigenes Leben. Nach dem Krieg riefen ihn die Pflichten heim."

„Warum hat er sich nicht wenigstens gemeldet?" Sarah fühlte sich so traurig und verlassen wie damals.

„Vielleicht war er noch zu jung um Ihnen das erklären zu können." Der Mann nahm einen Schluck aus der Tasse. „Ich bin seit dreißig Jahren in dieser Gemeinde Pastor. Ich habe viele heranwachsen und weggehen sehen, die wenigsten kommen in diese abgeschiedene Gegend zurück. Aaron hat es getan. Metas Nachbar war noch in den letzten Kriegswochen von den Nazis als Saboteur erschossen worden. Seine junge Witwe stand mit zwei kleinen Kindern alleine da. Der Mann hatte Meta geholfen, ihren Hof mit Hilfe eines Knechts zu betreiben. Jetzt war seine Frau in derselben Situation. Als Aaron davon erfuhr, kam er heim und übernahm die Höfe."

„Und die Frau?"

„Die Frau hat er geheiratet. Inzwischen sind ihre Kinder erwachsen."

Sarah senkte den Kopf. Umsonst, die ganze Reise war umsonst gewesen. Nach einer Weile hob sie ihn wieder. „Haben Sie Meta gefunden?"

Der Pastor schüttelte den Kopf. „Nein, vielleicht ist es so besser. Meta ist sehr alt und vergesslich geworden. Sie kann kaum noch sehen und läuft nur noch an Krücken."

„Wie ist sie dann aus dem Haus gekommen?"

„Wir wissen es nicht. Wahrscheinlich sollte es so sein."

..17.12..

© Annette Paul

 

 

 
 

 Copyright © 2005
  Stand: 15.12.2007