Sarah
war schon ganz erschöpft und durchgefroren, als sie ein Bauernhaus direkt
unten am Fjord erreichte. Metas Haus hatte sie noch nicht entdecken
können.
Sie
klopfte an die Tür. Jemand rief etwas, was sie nicht verstand. Trotzdem
trat sie ein.
Eine
alte Frau stand am Herd und kochte Brei.
„Guten
Tag, ich suche jemanden, der mir Auskunft über Meta geben kann",
fragte Sarah.
Die
Frau reagierte nicht. Stur rührte sie weiter in ihrem Brei.
„Hallo,
I want to speak about Meta", sagte sie auf englisch. Noch immer bekam
sie keine Antwort. Der Schnee an ihren Stiefeln taute ab und hinterließ
Wasserlachen. Sie zog die Stiefel aus und lief auf Socken bis zum Tisch
weiter. Dort zog sie ihren Mantel aus und setzte sich auf einen Stuhl.
Die
Frau schenkte aus einem Topf Kaffee in einen Becher und stellte ihn vor
Sarah hin.
„Vielen
Dank!" Sarah lächelte sie an. Dann wärmte sie ihre Hände an dem
Becher.
Ein
Motorengeräusch ließ sie aus dem Fenster schauen. Ein Motorschlitten
hielt vor dem Haus an und ein älterer Mann stieg ab und trat nach einem
Klopfen ein.
Er
wechselte ein paar Worte mit der Frau am Herd, dann setzte er sich zu
Sarah an den Tisch.
„Unser
Gast aus Deutschland!"
„Woher
wissen Sie?"
„Na,
dass ganze Dorf weiß, dass Rachel einen Gast mitgebracht hat." Der
Mann lachte Sarah ins Gesicht. „Neuigkeiten verbreiten sich hier
schnell. Auch dass sie Meta suchen und eine Freundin von Aaron sind."
„Ich
möchte gern wissen, was aus Aaron geworden ist."
„Er
lebt, wenn es Sie beruhigt. Aber er hat sein eigenes Leben. Nach dem Krieg
riefen ihn die Pflichten heim."
„Warum
hat er sich nicht wenigstens gemeldet?" Sarah fühlte sich so traurig
und verlassen wie damals.
„Vielleicht
war er noch zu jung um Ihnen das erklären zu können." Der Mann nahm
einen Schluck aus der Tasse. „Ich bin seit dreißig Jahren in dieser
Gemeinde Pastor. Ich habe viele heranwachsen und weggehen sehen, die
wenigsten kommen in diese abgeschiedene Gegend zurück. Aaron hat es
getan. Metas Nachbar war noch in den letzten Kriegswochen von den Nazis
als Saboteur erschossen worden. Seine junge Witwe stand mit zwei kleinen
Kindern alleine da. Der Mann hatte Meta geholfen, ihren Hof mit Hilfe
eines Knechts zu betreiben. Jetzt war seine Frau in derselben Situation.
Als Aaron davon erfuhr, kam er heim und übernahm die Höfe."
„Und
die Frau?"
„Die
Frau hat er geheiratet. Inzwischen sind ihre Kinder erwachsen."
Sarah
senkte den Kopf. Umsonst, die ganze Reise war umsonst gewesen. Nach einer
Weile hob sie ihn wieder. „Haben Sie Meta gefunden?"
Der
Pastor schüttelte den Kopf. „Nein, vielleicht ist es so besser. Meta
ist sehr alt und vergesslich geworden. Sie kann kaum noch sehen und läuft
nur noch an Krücken."
„Wie
ist sie dann aus dem Haus gekommen?"
„Wir
wissen es nicht. Wahrscheinlich sollte es so sein."