Sarah schlürfte den lauwarmen Kaffee und
betrachtete dabei ihr Buch, das sie auf den Tisch gelegt hatte. Der
Gedanke an Meta ließ sie nicht los. Sie war soweit geflogen, um eine
Antwort von ihr zu erhalten. Zu spät?
Sarah
tunkte ein Stück Brot in die Tasse und steckte es in den Mund. Den Fisch
schob sie zur Seite.
War
es Zufall, dass das Haus und mit ihm alle Erinnerungen an Aaron verbrannt
waren?
Rachel
war zu dem Suchtrupp gegangen und aus der Küche duftete es nach
gebratenen Zwiebeln. Töpfe klapperten. Eine Schranktür fiel zu.
Vilde
kannte Meta. Vielleicht besser sogar als Rachel.
Sarah
umfasste das Buch wie einen kostbaren Schatz, stand auf und schlenderte
zur Küche.
„Vilde?"
Sarah wartete, bis sie sich zu ihr umdrehte. „Du kanntest doch Meta und
Aaron, nicht wahr?"
„Es
ist nicht gut, dass du hierher gekommen bist, Sarah." Vilde zog unter
dem Herd eine Schublade hervor und holte ein Holzbrett heraus. „Es wäre
besser, wenn du wieder nach Hause fährst. Ich habe es Rachel schon
gesagt." Sie nahm eine Wurzel, die Sarah nicht kannte und fing an,
sie zu schälen. „ Solange hast du Ruhe gegeben. Warum musstest du
kommen? Ausgerechnet jetzt?"
„Vor
zwanzig Jahren ist Aaron fort gegangen und nicht zurückgekehrt. Etwas
sagt mir…," sie presste das Buch in ihrer Hand, „nein, dieses
Buch sagt mir, dass er noch lebt, dass es einen Grund gibt, dass er nicht
zu mir zurückgekehrt ist. Meta kennt die Wahrheit und ich glaube mehr und
mehr, das Rachel auch alles weiß. Sie hat mir ihr Buch in die Hände
gespielt, um mich hierher zu bringen." Sarah war sich in diesem
Augenblick so sicher, dass sie richtig mit ihrer Vermutung lag.
„Nein!"
Vilde funkelte sie mit dem Messer in der Hand an. „Du hast Meta Aaron
weggenommen. Meta hätte nie mit dir gesprochen und das weiß
Rachel." Dann drehte sie sich wieder um und schnitt die Wurzel, als
sei nichts geschehen. „Thoren fährt dich morgen zum Flughafen."
Sarah
lief die Treppen hoch zu ihrem Zimmer. So konnten sie nicht mit ihr
umspringen. Rachel musste ihr sagen, was damals passierte.
Sie
zog ihren Fellmantel und die warmen Stiefel an, stopfte das Buch in die
Jackentasche und verließ das Haus. Der Wind blies ihr Eiskristalle
entgegen. Ihre Gesichtszüge froren ein.
Nur
schwer kam sie im hohen Schnee voran. In der Ferne sah sie einen
vermummten Mann den Weg entlang stampfen. Sie rief ihm ein „Hallo"
entgegen, doch er reagierte nicht. Irgendjemand musste ihr doch sagen
können, wo sie Rachel Schwarzbauer finden konnte.