Er
eilte den Berg hinab, stolperte über einen Felsen und stürzte. Dabei
schlug er sich sein rechtes Knie und die Hände auf. Fluchend richtete er
sich auf und wischte mit den schmerzenden Händen über die Jacke. Die
Fackel lag ein paar Schritte vor ihm, deshalb tastete er sich mit den Füßen
vorwärts, um nicht noch
einmal zu fallen. Das Licht brannte nur noch schwach, hoffentlich
erreichte er es rechtzeitig. Vorsichtig hob er den Ast hoch und hielt schützend
seine Hand vor die Flamme. Endlich loderte sie wieder kräftig.
„Hope!“,
rief er. Aber er erhielt keine Antwort.
Er
ging in die Richtung aus der er das Bellen gehört hatte, dabei versuchte
er mit der Fackel den Boden zu beleuchten. Vielleicht sollte er lieber
umkehren? Die Windstille ängstigte ihn. Er fühlte den Druck auf seiner
Brust wachsen.
Etwas
Warmes strich um seine Beine, stellte sich vor ihm. „Hope, wo warst
du?“ Er streichelte und tätschelte den Wolf. Hope fasste nach seiner
Jacke und zerrte ihn mit, zwischen Bäumen mit tiefhängenden Zweigen
hindurch. Erid zerkratzte sich das Gesicht, folgte aber aus Sorge, Hope zu
verlieren.
Vor
einem kleinen Erdloch blieb Hope stehen. Erid leuchtete hinein, konnte
aber nichts entdecken. „Was willst du mir zeigen?“ Er kraulte Hopes
Ohr. In der Ferne sah er das rote Leuchten am Himmel. Gleichzeitig ertönte
die Melodie. Endlich konnte er wieder frei atmen. Er fühlte sich
friedlich.
Ein
leises Fiepen ließ ihn zu seinen Füßen schauen. Zwei junge Wölfe
zottelten an Hope herum, bissen in ihre Flanke und ihr Ohr. Sie erduldete
es still, als es ihr zuviel wurde, zog sie sich zurück.
Aus
der leisen Melodie wurde ein ohrenbetäubendes Crescendo. Erid hielt sich
die Ohren zu. Der rote Horizont färbte sich erst violett, dann
schwefelgrau.
„Hope,
wir müssen zurück.“ Erid rannte so schnell es das unebene Gelände
zuließ zurück. Der Druck auf seine Brust nahm zu. Schwer atmend suchte
er den Weg zwischen den Felsen. Die Flamme erlosch.
Hope
lief an ihm vorbei. Sie bellte kurz, dann sprang sie voraus, blieb stehen,
wartete bis Erid und die Jungtiere sie überholte hatten, bevor sie wieder
vorauslief. Wind kam auf, er wurde immer stärker, wurde zum Sturm. Erid
musste sich gegen ihn stemmen. Als er hochblickte, sah er zwischen den
Bergwänden ein Leuchten. Samira musste am Eingang der Höhle ein Feuer
entfacht haben, um ihm den Weg zu weisen. Dankbar lief er dorthin. Ein
Blitz fuhr in einen trockenen Baum seitlich von ihm. Im Nu züngelten
Flammen in den Himmel und erhellten seinen Weg. Krachend folgte der
Donner. Erid zuckte zusammen. Die Wölfe schmiegten sich winselnd an ihn.
„Kommt, in die Höhle“, sprach er sich und ihnen Mut zu.
Blitze
zuckten am Himmel über ihnen. Es fing an zu schneien. Immer dichter fiel
der Schnee. Er brannte in seinen Augen und nahm ihm die Sicht. Hope führte
ihn die letzten Schritte bis zum Eingang der Höhle. Erschöpft und durchnässt
ließ er sich am Feuer nieder.
Samira
setzte einen Topf mit Wasser auf.
..15.12..
© Annette Paul