„Natürlich
sind hier Leute, wir sind auf einem Campingplatz.“
„Nein,
das war ein Fremder.“
„Bestimmt
ein Spaziergänger, der das Klo sucht.“ Willi zog sich seine nasse
Cordhose aus und die gute schwarze an.
Herma
grinste, sagte aber nichts dazu. „Die sollen ganz tolles Eis haben.“
„Hm,
es geht nichts über Eis mit Kirschen.“
Sie
fuhren die paar Kilometer nach Drochtersen übers flache Land. Trostlos
sah es im Nieselregen aus. Langsam beseitigte der Scheibenwischer die
Tropfen. Die Wettern waren randvoll und auf den Wiesen stand Wasser. Vor
ein paar Tagen war noch alles trocken gewesen. Herma erinnerte sich an die
Hochwasser, die sie in ihrer Kindheit erlebt hatte. Sie stellte sich vor,
wie die alten Höfe auf ihren Wurten früher dem Wasser getrotzt hatten.
Nur die Neubauten standen tiefer.
„Ob
deren Keller trocken geblieben sind?“, überlegte sie.
„Selbst
schuld, warum bauen die sich hier Keller“, knurrte Willi.
In
Drochtersen waren nur wenige Spaziergänger auf der Straße. Die Meisten
saßen sicher lieber daheim im Trockenen.
Die
neue Pizzeria war weiß gekalkt, der Fußboden bestand aus rotbraunen
Fliesen und an den Wänden hingen Bilder von Italien. Der Wirt begrüßte
jeden Gast mit Handschlag. Willi und Herma setzten sich ans Fenster.
„Francesco,
hübsch habt ihr es hier eingerichtet. Viel besser als euer alter Laden in
Stade“, sagte ein neu ankommender Mann.
„Den
hat mein Sohn übernommen.“
Willi
bestellt für sich eine Lasagne und für Herma eine Pizza speziale.
Nachdem der Wirt zur Küche geeilt war, fragte Herma ihren Tischnachbarn.
„Heißt der Sohn Giovanni?“
„Nein,
Raffaele.“
Herma
kaute auf ihrer Lippe herum. Nichts passte zusammen. Vielleicht war es ja
auch nur eine Urlaubsliebschaft gewesen?
„Kalle,
hast du schon gehört, dass mein Bruder Giovanni bei dem Strandrennen
mitmacht? Er ist aus Neapel gekommen und hat sein Pferd mitgebracht.“
Die schlanke, dunkelhaarige Wirtin stellte sich an den Nachbartisch und
strahlte den Mann an.
„Ist
es gut? Soll ich darauf wetten?“, fragte Kalle.
„Das
beste Pferd Kampaniens.“
„Ist
das ein braunes Pferd? Ich habe vorhin einen Pferdetransporter mit einem
Braunen auf Krautsand gesehen“, mischte sich Herma in das Gespräch ein.
„Si,
si, Signora, braun mit einem weißen Fleck.“ Sie tippte sich an die
Stirn.
„Siehst
du Willi, dieses Jahr müssen wir zum Rennen gehen.“
Will
stöhnte als Antwort.
„Gehen
Sie hin, es lohnt sich. Giovannis Pferd wird siegen.“
„Krautsand
ist weit weg von Italien.“
Die
Wirtin lachte. „Ja, aber dann hat er einen Grund uns zu besuchen. Im
vorletzten Jahr war er auch da. Er startet auch in Hamburg und Bremen.“
„Haben
Sie auch Pferde?“
„Nein,
mein Vater hatte Esel für den Hof. Pferde waren zu teuer. Aber Giovanni
hat viel Geld als Steward auf einem Schiff gemacht und sich dann zwei
junge Pferde gekauft, die recht erfolgreich wurden.“
Ihr
Mann brachte die Getränke.
Herma
schaute aus dem Fenster in den Regen. Ein Mercedes hielt auf den Parkplatz
nebenan und Paul Becker stieg
aus.
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Folge 8 ..