Ferieninsel Krautsand - 7 -

 

 

 

 

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„Natürlich sind hier Leute, wir sind auf einem Campingplatz.“

„Nein, das war ein Fremder.“

„Bestimmt ein Spaziergänger, der das Klo sucht.“ Willi zog sich seine nasse Cordhose aus und die gute schwarze an.

Herma grinste, sagte aber nichts dazu. „Die sollen ganz tolles Eis haben.“

„Hm, es geht nichts über Eis mit Kirschen.“

Sie fuhren die paar Kilometer nach Drochtersen übers flache Land. Trostlos sah es im Nieselregen aus. Langsam beseitigte der Scheibenwischer die Tropfen. Die Wettern waren randvoll und auf den Wiesen stand Wasser. Vor ein paar Tagen war noch alles trocken gewesen. Herma erinnerte sich an die Hochwasser, die sie in ihrer Kindheit erlebt hatte. Sie stellte sich vor, wie die alten Höfe auf ihren Wurten früher dem Wasser getrotzt hatten. Nur die Neubauten standen tiefer.

„Ob deren Keller trocken geblieben sind?“, überlegte sie.

„Selbst schuld, warum bauen die sich hier Keller“, knurrte Willi.

In Drochtersen waren nur wenige Spaziergänger auf der Straße. Die Meisten saßen sicher lieber daheim im Trockenen.

Die neue Pizzeria war weiß gekalkt, der Fußboden bestand aus rotbraunen Fliesen und an den Wänden hingen Bilder von Italien. Der Wirt begrüßte jeden Gast mit Handschlag. Willi und Herma setzten sich ans Fenster.

„Francesco, hübsch habt ihr es hier eingerichtet. Viel besser als euer alter Laden in Stade“, sagte ein neu ankommender Mann.

„Den hat mein Sohn übernommen.“

Willi bestellt für sich eine Lasagne und für Herma eine Pizza speziale. Nachdem der Wirt zur Küche geeilt war, fragte Herma ihren Tischnachbarn. „Heißt der Sohn Giovanni?“

„Nein, Raffaele.“

Herma kaute auf ihrer Lippe herum. Nichts passte zusammen. Vielleicht war es ja auch nur eine Urlaubsliebschaft gewesen?

„Kalle, hast du schon gehört, dass mein Bruder Giovanni bei dem Strandrennen mitmacht? Er ist aus Neapel gekommen und hat sein Pferd mitgebracht.“ Die schlanke, dunkelhaarige Wirtin stellte sich an den Nachbartisch und strahlte den Mann an.

„Ist es gut? Soll ich darauf wetten?“, fragte Kalle.

„Das beste Pferd Kampaniens.“

„Ist das ein braunes Pferd? Ich habe vorhin einen Pferdetransporter mit einem Braunen auf Krautsand gesehen“, mischte sich Herma in das Gespräch ein.

„Si, si, Signora, braun mit einem weißen Fleck.“ Sie tippte sich an die Stirn.

„Siehst du Willi, dieses Jahr müssen wir zum Rennen gehen.“

Will stöhnte als Antwort.

„Gehen Sie hin, es lohnt sich. Giovannis Pferd wird siegen.“

„Krautsand ist weit weg von Italien.“

Die Wirtin lachte. „Ja, aber dann hat er einen Grund uns zu besuchen. Im vorletzten Jahr war er auch da. Er startet auch in Hamburg und Bremen.“

„Haben Sie auch Pferde?“

„Nein, mein Vater hatte Esel für den Hof. Pferde waren zu teuer. Aber Giovanni hat viel Geld als Steward auf einem Schiff gemacht und sich dann zwei junge Pferde gekauft, die recht erfolgreich wurden.“

Ihr Mann brachte die Getränke.

Herma schaute aus dem Fenster in den Regen. Ein Mercedes hielt auf den Parkplatz nebenan und  Paul Becker stieg aus.

 

.. Folge 8 ..

©  Annette Paul

 
 

 Copyright © 2005
  Stand: 15.07.2007